Warsow. Die große Eingangstür im Warsower Kirchturm ist herausgenommen und eingelagert, damit sie bei den Bauarbeiten nicht beschädigt wird und auch wegen des großen Kirchenschlüssels. „Wir haben nur einen und die verschiedenen Firmen brauchen jede einen“, sagt Wiebke Langer, 37, seit drei Jahren Pastorin in der Kirchengemeinde Gammelin-Warsow. Der Fußboden im Turmraum ist herausgenommen, die alten Ziegelsteine sind draußen gelagert und sollen wieder aufgelegt werden, wenn der Unterboden erhöht und die Fußbodenheizung eingebaut worden ist. Ein alter großer Findling ist im Boden zu sehen, der bleibt liegen.
Zurzeit kann man durch Löcher so groß wie Ziegelsteine nach draußen gucken. Dementsprechend sind die Temperaturen. Zwei Räume sollen in diesem Turm und unter der Orgelempore entstehen: Ein Gemeinderaum und ein Sanitär- und Technikraum. Endlich!
Baubeginn ließ auf sich warten
Die Kirchengemeinde Gammelin-Warsow hat seit dem Verkauf des Warsower Pfarrhauses 2011 außer der Kirche keinen Raum für Gemeindeveranstaltungen im Ort. In der Kirche stehen zwar zwei alte große Kachelöfen aus DDR-Zeiten, die zu Weihnachten und Beerdigungen auch zwei Tage vorher geheizt werden müssen – aber für Gemeindeveranstaltungen ist es im Winter zu kalt und zu groß.
Die Bauarbeiten kosten rund 600 000 Euro. Diese hohe Summe ist auch der Grund, warum der Baubeginn so lange auf sich warten ließ. Mit dem Geld aus dem Verkauf konnte die Kirchengemeinde ihren Eigenanteil von 105 000 Euro bereit stellen. Der Landkreis Nordwestmecklenburg stellte aus LEADER-Mitteln 280 000 Euro zur Verfügung, von denen die Kirchengemeinde rund 10 Prozent kofinanzieren muss, 185 000 Euro kommen aus Patronatsmitteln und die Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg gab 64 000 Euro. Bis Oktober müssen die Baumaßnahmen wegen des Nachweises der LEADER-Mittel abgeschlossen sein.
Die neu entstehenden Räume sollen nicht nur für die Kirchengemeinde genutzt werden, sondern auch für kommunale Zwecke oder Familienfeiern. Im Nachbarort Kothendorf nutzt die Kirchengemeinde für Gottesdienste im Winter kommunale Räume im dortigen Gemeinschaftshaus. So ist es ein gutes Zeichen des Miteinanders von Kirche und Kommune, dass es in Warsow bald umgekehrt sein kann.
Gespannt auf neue Fesnter im Turm
Auch die große wertvolle Friese-I-Orgel auf der Empore im Kirchraum ist eingehaust, weil sie sonst durch die Bauarbeiten im Turm in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Die Orgel hat eine besondere Geschichte: Sie war 1835 für die Kirche in Wustrow auf dem Fischland erbaut worden. Die dortige Kirche musste einem Neubau weichen, und so kam die Orgel 1851 in die mittelalterliche Kirche in Warsow 1999 wurde sie restauriert. Kantorkatechetin Elisabeth Liefert freut sich, nach Abschluss der Bauarbeiten wieder spielen zu können.
Trotz Bauarbeiten im Turmbereich werden die Gottesdienste ab Ostermontag wieder in der Kirche gefeiert werden können, weil es einen Seiteneingang gibt. Dann kann man auch den erst 2003 restaurierten Taufengel wieder bewundern.
Besonders gespannt sind die Warsower auf ihre neuen Fenster im Turm. Sie hatten vier Künstler zu einem Wettbewerb eingeladen. „Das war ein schwerer Entscheidungsprozess“, so die Pastorin, die Entscheidung sei der Jury, zu der unter anderen die beiden Kirchenältesten Christine Buller, Reinartz und Detlef Ellenberg, die Architekten Markus Weise und Michael Mikolajczyk gehörten, nicht leicht gefallen. Inzwischen ist der erste Preisträger, der die Fenster gestalten wird, beschlossen – und die Kirchengemeinde freut sich darauf, die Entwürfe mit dem Gewinnentwurf Ostermontag in einem Gottesdienst vorzustellen, sagt Pastorin Langer.
Die Kirchengemeinde Gammelin-Warsow ist mit der Kirchengemeinde Parum verbunden. Insgesamt gehören 700 Gemeindemitglieder dazu. In Parum gibt es ein leerstehendes Pfarrhaus, über dessen Nutzung zurzeit diskutiert wird.
