Ein ABC zum 85. Geburtstag von Regisseur Francis Ford Coppola

Am Sonntag (7. April) wird Francis Ford Coppola 85 Jahre alt. Alphabetische Annäherungen an eine Ausnahmeerscheinung in der Filmbranche.

„Mit Eva fing die Sünde an“ hieß eine deutsche Komödie aus dem Jahr 1958 mit Willy Fritsch und Karin Dor. Einer der Drehbuchautoren war Kabarettist Dieter Hildebrandt. Für den US-amerikanischen Markt fügte Coppola fünf dreiminütige Nacktszenen in Farbe hinzu, „zu einem dummen deutschen Film, der in schwarz-weiß gedreht worden war“. Das zu einer Art Softporno verhunzte Werk lief dann unter dem Titel „The Bellboy and the Playgirls“.

Tochter Sofia Coppola hatte ihren erste Filmauftritt im Alter von zehn Wochen: Sie ist das Baby, das gegen Ende von „Der Pate“ getauft wird.

Aus der Rubrik ewige Weisheiten eines Star-Regisseurs: „Ein guter Film muss meiner Definition nach unterhaltsam für Betrunkene sein und die Regeln des Universums erklären.“

Besonders am Set von „Apocalypse Now“ ließ Coppola jegliches Maß vermissen. Zur Feier seines 38. Geburtstages im April 1977 wurden laut „Spiegel“ Eiscreme und Hotdogs aus seinem Stamm-Restaurant in San Francisco auf die Philippinen geflogen. Die 250 Indigenen, die er als „pittoreske Statisten für den opernhaften Filmschluss brauchte“, seien hingegen mit einer wöchentlichen Ration Betelnüssen abgespeist worden.

Eine gewisse Konstante im Schaffen Coppolas – siehe „A“ wie „Aufwärmübungen“. Dazu passend eine grundlegende Erkenntnis: „Filmemachen ohne Risiko funktioniert ebenso wenig wie Kinderkriegen ohne Sex.“

Spielte und spielt eine große Rolle in Coppolas Universum. Vater Carmine steuerte den Soundtrack zu mehreren Blockbustern des Sohnes bei. Gattin Eleanor brachte 1991 die Doku „Hearts of Darkness – Reise ins Herz der Finsternis“ heraus über die Dreharbeiten zu „Apocalypse Now“. Tochter Sofia („Lost in Translation“) und Sohn Roman folgten dem Vater ins Regiefach. Coppolas ältester Sohn Gian-Carlo starb 1986 bei einem Bootsunfall. Coppola ist laut Internet-Enzyklopädie wikipedia außerdem Onkel der US-amerikanischen Schauspieler Nicolas Cage, Jason Schwartzman und Robert Coppola Schwartzman.

Noch einmal ans Set von „Apocalypse Now“. Drehbuchautor John Milius erinnerte sich, wie er zu Coppola geschickt worden sei, um ihn angesichts des ausufernden Drehs zur Vernunft zu bringen. „Ich sollte ihm sagen, dass er verrückt geworden ist“, so Milius. „Ich war wie Gerd von Rundstedt, der Hitler 1944 die Nachricht überbringen musste, dass der Krieg verloren und das Benzin an der Ostfront alle ist.“ Nach anderthalb Stunden habe Coppola ihn davon überzeugt, „dass ‚Apocalypse Now‘ der erste Film sein würde, der den Nobelpreis bekommt. Also ging ich zurück zur Crew und rief: ‚Wir können gewinnen! Wir brauchen kein Benzin!‘ Er hatte mich komplett umgestimmt.“

Zu Coppolas Oeuvre zählen auch Horrorfilme. Die wohl bekannteste Produktion stammt aus dem Jahr 1992. In „Bram Stoker’s Dracula“ schlüpfte Gary Oldman in die Rolle des Fürsten aus Transsilvanien. Die Kritiker beeindruckte seinerzeit vor allem die Kameraarbeit von Michael Ballhaus.

Das Land seiner Vorväter ist aus dem Leben Coppolas nicht wegzudenken. Angefangen von dem Mafia-Epos „Der Pate“ bis hin zu den Gerichten, die in der „Francis Ford Coppola Winery“ im kalifornischen Geyserville angeboten werden. Zu den Spezialitäten zählt dort die „Pizza Luigino“ mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Im sizilianischen Savoca steht eine Statue des Filmemachers – in Erinnerung an die Szenen, die dort für den Paten gedreht wurden.

Beim Schauspielnachwuchs bewies der Regisseur vor allem in den 70er und 80er-Jahren ein glückliches Händchen. Einen frühen Auftritt bescherte er Tom Cruise in „The Outsiders“ (1982). „Man sah damals schon, dass er fanatisch fokussiert war, dass er selbst für diese Nebenrolle alles getan hätte“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. „Am Ende des Films gibt es eine große Schlägerei zwischen den beiden verfeindeten Banden, und da schlug er sich selbst einen Schneidezahn aus, weil er eben fand, dass es sonst nicht authentisch genug war.“

Mit den Gepflogenheiten der katholischen Kirche zeigt sich Coppola bestens vertraut, wie Gabriele Weyand in ihrer Dissertation „Der Visionär“ festhält: Im ersten Teil von der Pate strukturieren demnach wichtige Rituale der Kirche – Taufe, Hochzeit, Begräbnis – die dreistündige Erzählung. „Wenn Bonasera am Anfang des Films die Hand Don Corleones küsst, erinnert das an den Bischofskuss und weist auf die damit verbundene Anerkennung der Allmächtigkeit des Dons hin.“

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Beides setzte Coppola immer wieder meisterhaft ein.

Kurzzeitig besaß Coppola eine eigene Zeitung. Im Juli 1975 kaufte er das in San Francisco erscheinende Wochenblatt „City“. Wenig später musste er das Projekt begraben – mit einem Verlust von 500.000 US-Dollar. Nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass der Filmemacher Geld in großem Stil versenkte – siehe „S“ wie „Schulden“.

Megacity in den USA, die in Coppolas seit Jahren angekündigtem Megaprojekt „Megalopolis“ als utopische Metropole wiederaufgebaut werden soll. Im bisherigen filmischen Werk des Produzenten und Regisseurs taucht die Stadt beispielsweise auf in seinem Beitrag zu den „New Yorker Geschichten“ (1989) und in „Cotton Club“ (1984), einer laut Filmwissenschaftlerin Felicitas Kleiner „wunderbaren Hommage an Harlem und seine Musikkultur“.

Für die Titelmusik des Paten zeichnete in der Hauptsache der italienische Komponist Nino Rota verantwortlich, der unter anderen auch für Federico Fellini und Luchino Visconti zur Feder griff.

Coppolas erstes Urteil über die Romanvorlage von Mario Puzo zu „Der Pate“ fiel vernichtend aus. „Ich fand, dass es ein populärer, auf Sensationen bedachter Roman war, ziemlich billiges Zeug.“ Zum Glück änderte der Meister seine Meinung.

Die Anspielungen und Querverweise in Coppolas Filmen sind Legion – übertroffen vielleicht nur noch durch Quentin Tarantino. Ein noch recht übersichtliches Beispiel: In „The Conversation“ („Der Dialog“) kann der kundige Cineast laut Expertin Gabriele Weyand Anklänge an Alfred Hitchcocks „Psycho“ und Michelangelo Antonionis „Blow Up“ erkennen. Außerdem weise Protagonist Harry Caul Ähnlichkeiten zu Harry Haller auf, Hauptfigur in Hermann Hesses „Steppenwolf“.

Das Gerichtsdrama – Regie und Drehbuch: Francis Ford Coppola – aus dem Jahr 1997 bescherte Matt Damon seine erste Hauptrolle.

Schulden haben Coppola selten geschreckt, wie er einmal der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ anvertraute: „Die meisten Menschen sind geradezu besessen von der Angst, ihr Geld zu verlieren, doch ich habe nie eine Sekunde gezögert, mein gesamtes Vermögen in meine Filmprojekte zu stecken. ‚Apocalypse Now‘ habe ich selbst finanziert, obwohl ich die Verantwortung für drei Kinder hatte und kurz davor war, mein Haus zu verlieren. Zehn Jahre lang verbrachte ich damit, den Banken meine Schulden zurückzuzahlen. Auch wenn ich gar kein Geld mehr hätte, würde ich trotzdem weiter Filme drehen. Irgendwie geht es immer.“

Ohne Technik kein Film. Aber was bedeutet eigentlich dieser seltsame Begriff in der von Coppola und George Lucas gegründeten Produktionsfirma „American Zoetrope“? Hier hilft die Online-Enzyklopädie wikipedia weiter: „Das Zoetrop oder Zootrop (im Volksmund auch Wundertrommel) ist ein einfaches optisches Gerät, das auf mechanischem Wege bewegte Bilder erzeugt. Es gehört zu den Vorläufern der Kinematographie.“

Begleiteten den ohnehin schon chaotischen Dreh für „Apocalypse Now“ auf den Philippinen. „Der Wind peitscht die Palmen gegen das Haus“, hielt Coppolas Frau Eleanor am 25. Mai 1976 fest. „Es sieht genauso aus wie einer der tropischen Stürme, von denen man immer liest, nur kann ich mich nicht erinnern, dass jemals der dazugehörige Krach erwähnt wurde. Wir müssen uns anbrüllen.“

Ein frühes Vorbild war der sowjetische Regisseur Sergei Michailowitsch Eisenstein, der mit den Filmen „Panzerkreuzer Potemkin“ und „Oktober“ das Kino in den 1920er-Jahren revolutionierte.

Im Gegensatz zu manchen seiner Filmprojekte erlitt Coppola mit seinem Weinimperium keinen Schiffbruch. Die 2018er-Abfüllung „Archimedes“ der Francis Ford Coppola Winery für 120 US-Dollar besticht laut Eigenwerbung durch „Aromen von Kakao, Toffee und Rosinen“.

So lautete der Titel des Science Fiction Films, mit dem Coppola und sein Freund George Lucas 1971 ihre kurz zuvor gegründete Filmproduktionsfirma in ernste Schwierigkeiten brachten. Fun fact: Die Zahlenkombination 1138 kommt in fast allen (kommerziell äußerst erfolgreichen) Filmen von Lucas‘ Star Wars-Reihe vor.

Floppte in den Kinos. Vielleicht, weil Coppola in dem etwas arg verrätselten „Jugend ohne Jugend“ eine ambitionierte Novelle des Religionswissenschaftlers und Schriftstellers Mircea Eliade als Vorlage nutzte. Die Kritik zeigte sich wenig begeistert: „Es war eine Qual, das anzuschauen.“

Den Launen des Publikums steht Coppola gönnerhaft gegenüber: „Mit dem Geschmack der Kinozuschauer verhält es sich ähnlich wie mit dem Essen: Fütterst du die Menschen mit Spaghetti und Tomatensauce, dann sind sie zufrieden. Servierst du ihnen aber etwas Neues, Fremdes, dann bleiben sie reserviert. Erst Jahre später denken sie vielleicht: Das war eigentlich nicht so übel.“