Mädchenschule wird Gemeindehaus

Jahrzehntelang lagen in Uetersen Kirche und Gemeindehaus drei Kilometer voneinander entfernt. Das wird nun anders, die Kirchengemeinde Am Kloster kauft die alte Mädchenschule. Doch es gibt auch Kritik.

Das künftige Gemeindehaus: Vertreter der Käufer- und Verkäuferseite trafen sich vor dem Haus in Uetersen zur offiziellen Übergabe der Immobilie.
Das künftige Gemeindehaus: Vertreter der Käufer- und Verkäuferseite trafen sich vor dem Haus in Uetersen zur offiziellen Übergabe der Immobilie.Klaus Plath/epd

Die Kirchengemeinde Uetersen Am Kloster hat ein unter Denkmalschutz stehendes Haus in der Kirchenstraße gekauft. Das Gebäude aus dem Jahr 1813 soll künftig als Gemeindehaus dienen. Zuvor war es fast 40 Jahre lang Eigentum des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB) und des Vereins zur Erhaltung ostdeutschen Kulturgutes.

„Das Haus war mal eine Mädchenbürgerschule, ehe es in den 80er-Jahren von den beiden Vereinen übernommen wurde“, erklärt Pastorin Kirsten Ruwoldt. Weil es in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche liegt, habe die Kirchengemeinde schon früh Interesse angemeldet, falls das Haus irgendwann zum Verkauf stehen sollte. Jetzt war es so weit, und die Gemeinde konnte das Gebäude kaufen. „Damit kommen Gottesdienst und Gemeindearbeit jetzt wieder zusammen“, so die Theologin.

Bislang habe die Gemeinde­arbeit drei Kilometer entfernt in einem Haus aus den 70er-Jahren stattgefunden, das inzwischen viel zu groß geworden sei. „Die Kirchenkreislandschaft hat sich verändert“, sagt Kirsten Ruwoldt, „auch unsere Angebote sind andere geworden.“
Für die biete das historische Haus, das 800 Quadratmeter groß ist, den richtigen Rahmen. Kirchenbüro, Konfirmandenunterricht, Angebote für Kinder und für Senioren sollen dort angesiedelt werden, nachdem der Umbau abgeschlossen ist. Auch für Barrierefreiheit soll gesorgt werden.

Fördermittel zur Sanierung sind geplant

Das jetzige Gebäude aus den 70er-Jahren soll vom Kirchenkreis überplant werden. Dort sei unter anderem der Bau einer neuen Kita vorgesehen, so Ruwoldt. Das alte Schulhaus habe die Kirchengemeinde allein bezahlt, so die Pastorin. Für die Sanierung hoffe man, Fördermittel beispielsweise vom Denkmalschutz zu bekommen. Wenn es gut vorangeht, könne das neue Gemeindehaus Ende 2021, Anfang 2022 eröffnet werden.

Während die Kirche sich freut, damit ihre Gemeindearbeit wieder in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche leisten zu können, gibt es jedoch von den ehemaligen Eigentümern Kritik an der Stadt Uetersen: Sie mussten trotz ihres ehrenamtlichen Einsatzes 42.000 Euro für die Löschung des städtischen Vorkaufsrechts beim Grundbuchamt an die Stadt zahlen, ehe das Haus verkauft werden konnte. Die Vereinsmitglieder hatten das Haus vor vier Jahrzehnten in Eigenregie und mit Hilfe zahlreicher Spenden saniert.

Kritik an der Stadt Uetersen

Burkhard Klietz, Vorsitzender des SHHB-Ortsvereins, begrüßt es, dass das Haus an die Kirche gegangen ist, kritisiert aber die Stadt Uetersen. Die Forderung von 42.000 Euro betrachte er als „Schlag ins Gesicht des Ehrenamtes“. 40 Jahre lang hätten die Vereinsmitglieder das Haus gepflegt und mit dem Hut in der Hand 1,3 Millionen D-Mark für die Sanierung eingeworben.

„Das Grundstück gehörte der Stadt und dafür war ein Vorkaufsrecht im Grundbuch eingetragen“, erklärt Klietz. Um das abzulösen, hätten sie zunächst umgerechnet 68.000 Euro plus Zinsen für 40 Jahre zahlen sollen. Später sei der Betrag auf 42.000 Euro reduziert worden. Wenigstens habe der Hauptausschuss der Stadt entschieden, das Geld für ortsgeschichtliche Projekte einzusetzen. „Damit können wir jetzt leben.“

Auch Joachim Rudat vom Verein zur Erhaltung ostdeutschen Kulturgutes betrachtet die Zahlung als ungerecht. „Wir haben jahrzehntelang das Haus aus eigenen Mitteln saniert“, sagt er. Der Stadt hätten sie die ihnen zugesagten jährlichen Fördermittel erlassen, weil der städtische Haushalt damals schwach war. Danach habe es aber nie die zugesagten Zuschüsse gegeben. Jetzt hätten sie trotzdem die hohe Summe bezahlen müssen.

Aus Sicht der Stadt ist die Summe guter Kompromiss

„Die Stadt hat den Vereinen damals einen Zuschuss von umgerechnet 68 000 Euro gewährt“, erläutert Uetersens Bürgermeisterin An­drea Hansen. Der Wert des Grundstücks liege bei 360.000 Euro. „Davon haben wir dann nur 54.000 Euro gewollt, weil der Stadt auch Kosten entstanden sind, und die haben wir noch mal auf 42.000 Euro reduziert.“ Sie verstehe aber auch, dass das für die Vereine schwer nachvollziehbar sei, die großen ehrenamtlichen Einsatz geleistet hätten, so Andrea Hansen. Das Geld solle auf Wunsch der Politik aber ausdrücklich für kulturelle und heimatkundliche Zwecke verwendet werden.