Die Retter der alten Dorfkirchen

Mit zwei Millionen Euro hat der Verein „Dorfkirchen in Not in Mecklenburg und in Vorpommern“ rund 200 Dorfkirchen unterstützt. Dabei gehen die Kirchenretter denkbar einfach vor.

Die Kirche in Hornstorf bei Wismar, links vor der Instandsetzung der mittelalterlichen Dachkonstruktion, rechts eingerüstet. Der Verein unterstützt die Instandsetzung mit 10.000 Euro
Die Kirche in Hornstorf bei Wismar, links vor der Instandsetzung der mittelalterlichen Dachkonstruktion, rechts eingerüstet. Der Verein unterstützt die Instandsetzung mit 10.000 EuroRichard Stickel (Montage)

Stralsund/Schwerin. „Unserem Verein geht es darum, Dorfkirchen zu erhalten und Kirchengemeinden dabei zu unterstützen“, sagt Jens Amelung, Denkmalpfleger und seit 2013 Vorsitzender des Vereins „Dorfkirchen in Not“. In den 25 Jahren seit Vereinsgründung wurden rund 200 Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt zwei Millionen Euro gefördert. Eine stolze Summe, die nur aus Spenden, Stiftungen, auch mal aus einer Erbschaft oder einem Vermächtnis zusammenkommt. Dafür setzen sich die 178 Mitglieder aus ganz Deutschland ein. 2013 gab es sogar einmal eine Erbschaft von rund 140 000 Euro.

Vier bis fünf Mal im Jahr trifft sich der Vorstand und berät über die Gesuche um Hilfe bei der Finanzierung von Instandsetzungsmaßnahmen, die aus den Gemeinden eingegangenen sind. 15 bis 20 Anträge sind es pro Jahr. Zehn bis zwölf Mal kann der Verein mit Summen zwischen 5000 und 10.000 Euro Gemeinden unterstützen.

Fast schon aufgegeben

Die Kirchenretter gehen denkbar einfach vor:„Wir gucken, wo die Not am größten ist. Wo ist eine Kirchengemeinde überfordert, die Eigenmittel aufzubringen?“, erklärt Amelung das Verfahren. Hilfreich sei es, wenn ein ausgewogener Finanzierungsplan vorliege. In Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei der Schlosskirche in Ludwigsburg, wurde die Vorbereitung der Instandsetzung gefördert, indem der Verein die Finanzierung des Holzschutzgutachtens übernahm. Bei besonders wertvollen Kirchen kann die Förderersumme auch erhöht werden, wie zum Beispiel in Elmenhorst.

Dort bekam die Gemeinde 33.000 Euro für die Instandsetzung von Dach und Fassade. Die fast schon aufgegebene Kirche in Landow auf Rügen bekam 14.000 Euro, nachdem sich ein Förderverein gegründet hatte und sich für den Erhalt einsetzte. „Bei der Gründung von Fördervereinen geben wir auch Unterstützung“, sagt Jens Amelung.

Der Dorfkirchenverein war 1994 in Dobbertin gegründet worden, nachdem die Denkmalpflegerin Sigrid Patellis aus Bayern, die Architektin Eva-Maria Hetzer, Pastor em. Jürgen Hebert und etliche andere auf die schwierige Situation der ländlichen Kirchen aufmerksam gemacht hatten. Der Verein wurde gegründet, um die vielen engagierten Menschen zu unterstützen, die ihre Kirchen erhalten wollten.

Mit Preis ausgezeichnet

Im vergangenen Jahr wurde der Verein mit dem Unternehmerpreis der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ausgezeichnet. „Darauf sind wir stolz“, freut sich Amelung.

In diesem Jahr werden unter anderem die „hochbedeutende Kirche in Lohmen und auch die kleine reizende mittelalterliche Kirche in Weltzin unterstützt sowie die Fachwerkkirche in Klempenow, die umzukippen droht“, sagt Jens Amelung. Im Hauptberuf ist er Konservator für die sakralen Bauten bei der Denkmalpflege. „Das kommt mir bei meinem Ehrenamt zugute.“

Info
Wer den Verein unterstützen möchte, kann sich an Jens Amelung wenden, per E-Mail an j.amelung@dorfkirchen-in-not.de, die Geschäftsstelle des Vereins hat ihren Sitz im Carl-Heydemann-Ring 78 in Stralsund.