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Die Gipfel brachten ihn zum Glauben

Der Hamburger Steve Kröger besteigt die höchsten Berge der Welt, er schwärmt von “intensiven Momenten” auf dem Gipfel. Zum Glauben fand er durch ein Erlebnis auf dem Mount Everest.

Ein Erlebnis am Mount Everest brachte Steve Kröger zurück zum Glauben
Ein Erlebnis am Mount Everest brachte Steve Kröger zurück zum GlaubenPrivat

Berge sind in der Bibel Umkehrpunkte: Moses erhält auf dem Berg Sinai die zehn Gebote, Noah landet mit der Arche auf dem Berg Ararat und Jesus fährt vom Ölberg in den Himmel auf. Auch für Extremsportler Steve Kröger aus Hamburg sind die Berge etwas Besonderes. Am Mount Everest hatte er ein persönliches Erlebnis, das ihn dazu brachte, sein Leben neu auszurichten. (Ein Interview mit Steve Kröger zu Laura Dahlmeiers Unglück in Pakistan lesen Sie hier.)

„Meine Mutter war sehr gläubig, aber ich konnte da nicht andocken. Ich bin mit 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten“, erzählt Kröger. Er wurde Personal Trainer für Menschen in Führung und Verantwortung. Damit seine Klienten ein Trainingsziel vor Augen hatten, schlug er ihnen vor, sie sollten für die Besteigung des Kilimandscharo, des höchsten Berges in Afrika, trainieren. „Das haben wir dann tatsächlich gemacht und alle gemeinsam mit einem Bergführer den Kilimandscharo bestiegen.“ Für Kröger war das der Start in die Erfüllung eines Kindheitstraums. „Ich wollte mehr dieser intensiven Momente auf dem Gipfel und habe mir dann sieben Jahre gegeben, um die sieben Summits, die höchsten Berge aller Kontinente zu besteigen.“

Mount Everest: Wie Steve Kröger einer Lawine aus dem Weg ging

Kilimandscharo (5896 Meter), Elbrus (5642 Meter), Aconcagua (6962 Meter), Kosciuszko (2228 Meter) und Mount Vinson (4892 Meter) hat er bezwungen. Am Mount McKinley (6196 Meter) veranlasste ihn ein mentales Tief, vor dem Gipfel umzudrehen. 2014 war der Mount Everest als letzter an der Reihe, mit 8848 Metern der höchste Berg der Erde. „Als ich dort zum Gletscher hochschaute, der sehr riskant ist, hörte ich plötzlich eine innere Stimme, die sagte: „Dieses Jahr ist es zu gefährlich.“ Kröger drehte um, 48 Stunden später kamen dort 16 Menschen durch einen Lawinenabgang ums Leben. Der Moment war für Kröger ein Schlüsselerlebnis, durch das er zum Glauben fand.

Sein Glauben gibt ihm Halt: Steve Kröger bei einer Antarktis-Expedition
Sein Glauben gibt ihm Halt: Steve Kröger bei einer Antarktis-ExpeditionPrivat

Die Rückkehr in den Alltag war für ihn ernüchternd. „Ich war wieder zuhause, beruflich auf dem Höhepunkt, aber innerlich völlig leer. Die Gipfel waren nicht die Erfüllung.“ Kröger hoffte auf eine Eingebung, um sein Leben sinnvoll weiterführen zu können. Er reduzierte seine Arbeitszeiten und nahm sich Zeit zum Ausruhen. Darüber entwickelte der Coach ein Modell, wie man Schritt für Schritt mit sich wieder ins Reine kommt. „Dabei habe ich vom Ende her gedacht und unter anderem überlegt: Was soll einmal auf meinem Grabstein stehen?“ Er wünsche sich ein sinnerfülltes Leben. Darüber fand der Hamburger auch zu Gott.

Heute verbindet der 48-Jährige den persönlichen Glauben mit seiner Tätigkeit als Coach und Speaker. „Ich bin bewusst eine Seilschaft mit Gott eingegangen“, erklärt er. Der Begriff stammt aus dem Bergsteigen und beschreibt die Sicherheitsmaßnahme, dass an gefährlichen Stellen alle mit einem Seil zusammenhängen und einander so sichern. „Der Glaube hat mir innere Ruhe, Hoffnung und Frieden gegeben.“ Das möchte er mit anderen Menschen teilen, die ebenfalls nach Orientierung suchen.

Bergsteiger Steve Kröger lässt sich zum zweiten Mal taufen

„Ich habe beobachtet, dass es viele Menschen gibt, die in ihrem Leben auf Sinnsuche sind.“ Mit seiner Erfahrung als Bergsteiger und seiner Erfahrung mit Gott hat Steve Kröger Seminare erarbeitet, die er anderen Menschen anbietet. Als Missionar versteht er sich nicht. „Ich möchte das Gute teilen, was ich erlebt habe. Wenn ich über Gott spreche, nutze ich viele Metaphern aus dem Sport und der Welt des Bergsteigens, weil beides meiner Lebenswirklichkeit entspricht.“, erklärt er. Auf diese Weise erreiche er auch Menschen, die nicht in die Kirche gehen. „Erstaunlich viele wollen nicht primär Ziele erreichen, sondern Sinn in ihrem Leben finden.“

In die Kirche ist Steve Kröger wieder eingetreten, vor zwei Monaten hat er sich zum zweiten Mal taufen lassen. „In meiner Kirchengemeinde habe ich ein geistliches Zuhause gefunden“, sagt er.