Die Bibel lesen

Woche vom 1. bis 7. März

Sonntag:    Psalm 91
Montag:     1. Korinther 12,31-13,7
Dienstag:     1. Korinther 13,8-13
Mittwoch:     1. Korinther 14,1-5
Donnerstag:     1. Korinther 14,6-19
Freitag:     1. Korinther 14,20-25
Samstag:     1. Korinther 14,26-40

Im „Hohelied der Liebe“, wie 1. Korinther 13 gerne genannt wird, zeichnet Paulus die Gemeinde als Gegenbild zur Gesellschaft im Römischen Reich, unter dessen Lieblosigkeit und Gewalt die Menschen leiden. „Die agape/Liebe ist die gegenseitige Liebe zwischen Einzelnen und Gott, aber auch zwischen der Gemeinschaft und Gott. … Paulus kann die Liebe in diesem Sinne auch die Summe der Tora nennen (Röm. 13,10). Alle Gebote der Tora laufen in ihr zusammen,“ (257), wie es im Sch’ma Israel anklingt (5. Mose 6, 4-5): „Höre, Israel! Adonaj ist für uns Gott, einzig und allein Adonaj ist Gott. So liebe denn Adonaj, Gott für dich, mit Herz und Verstand, mit jedem Atemzug, mit aller Kraft.“

Darum entscheidet sich alles an Liebe oder Lieblosigkeit: „Die Liebe hat einen langen Atem und sie ist zuverlässig, sie ist nicht eifersüchtig, sie spielt sich nicht auf, um andere zu beherrschen. Sie handelt nicht respektlos anderen gegenüber und sie ist nicht egoistisch, sie wird nicht jähzornig und nachtragend. … Die Liebe gibt niemals auf.“ (13,4-8a) Paulus benennt das, worunter die Menschen im Römischen Reich leiden: Gewalt, Missgunst, Egoismus, Herrschaft, maßloser Zorn, Unrecht. „So ist es bei euch nicht – soll es bei euch nicht sein“, scheint er den Menschen zuzurufen, und das, nachdem er gerade vorher bitter über die unsolidarische Praxis beim Gemeinschaftsmahl geklagt hatte. Trotzdem hofft, liebt und vertraut Paulus: „Jetzt aber leben wir mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken. Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.“ (13,13)

Gleich danach wird Paulus konkret: „Setzt alles auf die Liebe und bemüht euch um die Gaben der Geistkraft, vor allem darum, prophetisch zu reden.“ (14,1) Darf das in der eigenen Muttersprache erfolgen? Zur Gemeinde in Korinth gehören Menschen mit vielen Sprachen. Dass sie im persönlichen Gebet in ihren eigenen Sprachen beten, weiß Paulus. Sobald sie aber öffentlich in der Gemeindeversammlung beten – Paulus nennt es „prophetische Rede“ –, sollen sie in einer Sprache sprechen, die alle verstehen. Liebe und Rücksichtnahme gebieten es: „Wer in der Muttersprache redet, baut sich selbst auf. Wer prophetisch redet, baut die Gemeinde auf. Ich finde es gut, wenn ihr alle in eurer Muttersprache redet. … Die prophetische Rede ist der Muttersprache vorzuziehen, es sei denn, ihr übersetzt sie, so dass die Gemeinde davon aufgebaut wird.“ (14,4-5)

Quelle: Luise Schottroff, Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament Band 7, Stuttgart 2013.