Die Bibel lesen

Woche vom 21. bis 27. April

Ostersonntag:    Matthäus 28, 1-10
Ostermontag:     Matthäus 28, 11-20
Dienstag:     Römer 12, 1-8
Mittwoch:     Römer 12, 9-13
Donnerstag:     Römer 12, 14-21
Freitag:     Römer 13, 1-7
Samstag:     Römer 13, 8-14

In den ersten acht Kapiteln des Römerbriefes hat der Apostel Paulus Grundsätzliches über die Rechtfertigung allein aus Glauben gesagt. In den Kapiteln 9-11 hat er dies an der Frage nach der Stellung von Gottes auserwähltem Volk durchbuchstabiert. Jetzt kommt er auf die Werke zu sprechen.

Sprachlich handelt sich dabei um eine lange Reihe von Aufforderungen (12, 1ff. und 12, 9ff.), aber es geht Paulus nicht um Forderungen, die an das Grundsätzliche anschließen, als seien sie ein zweiter Schritt. Er beschreibt vielmehr das neue Sein des von Gott begnadigten Menschen so, dass es nicht ohne Ausdrucksformen und darum nicht ohne Werke bleiben kann. In der theologischen Begrifflichkeit werden „Rechtfertigung“ und „Heiligung“ manchmal als zwei aufeinanderfolgende Stationen bezeichnet. Paulus legt hier jedoch nahe, dass sie inein­anderliegen und nicht zu trennen sind: Das ganze Leben versteht sich von Gott her und ist deshalb auf ihn bezogen.

Das ist anspruchsvoll, aber es ist ebenso beglückend: Auch die alltäglichen Dinge geraten in das Licht der Gnade Gottes. Auffällig ist dabei, dass Paulus die Gemeinschaft im Blick hat: Das, was ein Christ lebt, ist nicht Privatsache, sondern es ist auf das Wohl der Gemeinschaft bezogen. Das veranschaulicht das Bild vom Leib und den Gliedern, das dazu dient zu beschreiben, dass Menschen mit verschiedenen Gaben und dann auch Ämtern einander ergänzen und stärken sollen (12, 4-5). Ähnlich wie in der Bergpredigt Jesu (Matthäus 5, 38-44) fordert er zur Feindesliebe auf und schärft ein, dass nicht der Mensch das Böse rächen soll, sondern dass dies bei Gott steht.

Auf dieser Linie liegen die Aussagen, die im 13. Kapitel das Verhältnis zur Obrigkeit zum Thema haben. Nimmt man sie aus ihrem Zusammenhang, läuft man Gefahr, sie als absolute Beschreibung des Verhältnisses zu staatlicher Gewalt misszuverstehen. Paulus geht es aber darum, dass die Obrigkeit von Gott in den Dienst genommen wird und der Einzelne dadurch entlastet ist, allein das Böse zu bekämpfen. Das Recht bleibt dabei Maßstab, auch für den Staat.

Paulus ist zur Zeit Kaiser Neros weltfremd: Er sieht, dass die Obrigkeit ihre Macht missbrauchen kann. Dennoch versteht er die staatliche Gewalt, auch wenn ihm Zerrformen vor Augen stehen und letztlich sein eigenes Leben bedrohen, immer als etwas, was Gott untersteht. Das schützt Menschen davor, weltliche Macht zu vergötzen und sie Gott gleichzusetzen. Der Maßstab für die Christen ist in allem die Liebe, in der das Gesetz erfüllt ist.