Diakonie: Pflege-Fachkräftemangel ist größte Herausforderung

Für diakonische Einrichtungen und Dienste in Deutschland ist der Fachkräftemangel in der Pflege die größte Herausforderung. Aufgrund von Personalmangel würden bereits Stationen in Krankenhäusern und Wohnbereiche in Pflegeeinrichtungen geschlossen, teilte das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung (EWDE) am Donnerstag in Rostock zum Abschluss seiner zweitägigen Konferenz Diakonie und Entwicklung mit. Ambulante Pflegedienste könnten keine neuen Klienten annehmen, hieß es. Es komme zu Wartezeiten und Unterversorgung.

Diakonie-Vorständin Maria Loheide sagte laut Mitteilung: „Der Fachkräftemangel in der Altenpflege, aber auch in der Eingliederungshilfe und in Kindertagesstätten ist enorm.“ Es gehe um die Frage, wie Einrichtungen und Dienste weiter betrieben werden können. Bei der Anwerbung von ausländischen Fachkräften gebe es immer noch zu hohe bürokratische Hürden. Allerdings könne der Personalmangel in der Pflege nicht ausschließlich oder vorrangig dadurch gelöst werden, dass Fachkräfte aus Drittstaaten angeworben werden. „Pflege- und Sozialberufe sind attraktive Berufe und bieten sichere Arbeitsplätze, die durch bessere Arbeitsbedingungen und Innovationen noch attraktiver werden“, sagte Loheide.

„Wir müssen in der Wohlfahrtspflege unsere Personalgewinnungsstrategien noch besser auf die Einwanderungsgesellschaft ausrichten“, forderte die Diakonie-Vorständin. Das bedeute auch, Zeit und Geld in diese Mitarbeitenden zu investieren und eine Willkommenskultur zu schaffen. Die Attraktivität der Pflegeberufe müsse in den Communities der Eingewanderten positiv dargestellt werden. Die Möglichkeit, in den Pflegeberuf einzusteigen, müsse für Geflüchtete, die bereits in Deutschland leben, geschaffen und verbessert werden.

Dagmar Pruin, EWDE-Vorstandsvorsitzende und Präsidentin von „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe, sagte: „Wir brauchen eine Übereinkunft für das ethische Anwerben von Pflegekräften aus dem Ausland und Lösungen zur Entschärfung des globalen Wettbewerbs um Pflegefachkräfte.“ Dabei dürfe Gesundheitspersonal aus dem Globalen Süden nur in Ausnahmefällen und nur unter Berücksichtigung des WHO-Verhaltenskodexes angeworben werden.

Zuwanderung befreie Bundespolitik und Arbeitgeber nicht von der Verantwortung, die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen hierzulande zu verbessern, so Pruin. Für die Rekrutierung aus dem Ausland müsse es rechtliche Vorgaben geben. „Zudem brauchen wir eine umfassende Datenerhebung und begleitende Forschung der Anwerbeverfahren“, forderte sie.

Laut Weltgesundheitsorganisation fehlten bis zum Jahr 2030 bis zu zehn Millionen Fachkräfte in der Gesundheitsversorgung, vor allem in Afrika und großen Teilen Asiens, informierte das EWDE. In Deutschland würden laut Deutschem Pflegerat bis 2030 etwa 500.000 Pflegevollzeitstellen vakant.

Die Konferenz Diakonie und Entwicklung ist das höchste beschlussfassende Gremium des EWDE, zu dem die Diakonie Deutschland, „Brot für die Welt“ und die Diakonie Katastrophenhilfe gehören. Schwerpunktthema der Konferenz in Rostock war „Pflege: Fachkräftemangel aus der globalen Perspektive“. Auf der Tagesordnung standen unter anderem auch Berichte, die Genehmigung des EWDE-Jahresabschlusses 2022 und des Wirtschaftsplans für das Jahr 2024.