Deutsche Kirchenvertreter reagieren mit Entsetzen

Keine Frauen mehr als Pastorinnen – das hat die Synode der Lutherischen Kirche von Lettland beschlossen. Deutsche Kirchenvertreter reagieren mit klaren Worten. Die Nordkirche droht mit Konsequenzen.

Schritt zurück: In Lettland dürfen Frauen nicht mehr Pastorinnen werden (Symbolbild)
Schritt zurück: In Lettland dürfen Frauen nicht mehr Pastorinnen werden (Symbolbild)Timm Schamberger / epd

Hamburg/Riga. Frauen dürfen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands künftig nicht mehr Pfarrerinnen werden. Mit einer Dreiviertel-Mehrheit schaffte die Synode der Kirche die Frauenordination ab, wie der Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene der Nordkirche, Klaus Schäfer, dem Evangelischen Pressedienst (epd) aus Riga bestätigte. Deutsche Lutheraner äußern sich enttäuscht.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bedauert die Abschaffung der Frauenordination. Allerdings sei "die größte Leidtragende dieses Beschlusses die Lutherische Kirche in Lettland selbst, weil sie sich eines großen Reichtums der Frauen mit ihren Erfahrungen beraubt", sagte Bedford-Strohm dem epd. Die EKD habe "wunderbare Erfahrungen" mit Frauen im Pfarramt gemacht und wolle diese nicht mehr missen.(Einen Bericht über die Reaktion der EKD-Auslandsbischöfin lesen Sie hier. Petra Bosse Huber moniert unter anderem das Abstimmungsverfahren.)
Die Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern kommentierte auf ihrer Facebook-Seite: "Das ist ja wohl die Höhe! Zurück ins Mittelalter oder was? Wo bleibt unser Proteststurm?"
Wilfried Hartmann, Präsident der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), äußert sich auf Facebook "traurig und enttäuscht" über diese Entwicklung der Lutherischen Kirche in Lettland. "Beten wir dafür, dass Gott sie bald erkennen lässt, was sie da beschlossen haben." Ralf Brinkmann, Leiter des Hamburger Kirchenkreisverbands, hat deutliche Worte: "Damit verliert diese kirchliche Gemeinschaft einen großen Reichtum. Den Verlust wird sie bald spüren!" Beide äußerten sich auf der Facebook-Seite der Evangelischen Zeitung.

Nordkirche will Beziehungen ruhen lassen

Schäfer, der mit einer Delegation der Nordkirche an der Synode in der lettischen Hauptstadt teilgenommen hatte, sagte: "Wir sehen diese Beschlussfassung außerordentlich kritisch – sie berührt die Grundlagen unserer Kirchenpartnerschaft." Die Nordkirche droht damit, die Beziehungen zwischen den Kirchenämtern und den Kirchenleitungen ruhen zu lassen. Kontakte zwischen Gemeinden und die Begleitung der diakonischen Arbeit seien davon aber nicht betroffen.
Die Beschränkung der Ordination auf Männer war mit einer Verfassungsänderung verbunden, für die eine Dreiviertel-Mehrheit nötig war. Den Angaben zufolge plädierten am Freitag 201 Synodale (77,3 Prozent) für eine Beschränkung auf Männer, 59 dagegen (22,7 Prozent). 22 Synodale enthielten sich.

Seit 1993 keine Frau mehr ordiniert

"Wenn Männer und Frauen nicht gleichermaßen die Sakramente verwalten und das Evangelium öffentlich verkünden können, wird die Gleichrangigkeit von Männern und Frauen in der Beziehung zu Christus bestritten", heißt es in einem offiziellen Grußwort der Nordkirche an die lettische Synode.
Das Papier durfte nicht verlesen werden, wurde aber laut Schäfer in Form von 300 Kopien an die Synodalen verteilt – auf Lettisch. Auch Pastorinnen aus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hatten in einem offenen Brief gegen die Pläne der Schwesterkirche in Lettland protestiert.
In Lettland wurden Pfarrerinnen erstmals 1975 zugelassen. Damals war das kleine Land an der Ostsee noch eine Teilrepublik der Sowjetunion. Doch Janis Vanags, konservatives Oberhaupt der Religionsgemeinschaft, hat seit seiner Einsetzung als Erzbischof 1993 keine Frauen mehr ordiniert. Diese faktische Verweigerung der Frauenordination wurde nun auch in der Kirchenverfassung festgelegt. (epd/tt)
Update
Auch Nordkirchen-Landesbischof Ulrich hat sich zum Beschluss der lettischen Synode geäußert. Seine Reaktionen haben wir in einem weiteren Bericht zusammengestellt.