Der sanfte Schmied: Gedenkfeier für Hans-Volker Mixsa

Hans-Volker Mixsa war Schmied. Aber er war auch ein Künstler mit vielen Talenten. Seine Werke erzählen vom Frieden. In Dresden gibt es nun, sieben Jahre nach seinem Tod, eine Gedenkfeier für ihn.

Hans-Volker Mixsa in der Schmiede in Rothenklempenow während einer Gemeinderüstzeit
Hans-Volker Mixsa in der Schmiede in Rothenklempenow während einer GemeinderüstzeitK. Wittfeld

„Er formte Ideen in Eisen“, sagt Matthias Gürtler. „Seine Kunstwerke sind Denkanstoß in Kirchen und im öffentlichen Raum geworden.“ Wenn Gürtler, der frühere Greifswalder Dompastor, über den Schmied Hans-Volker Mixsa spricht, so ist schnell die tiefe Verehrung herauszuhören, die der Theologe für den Handwerker empfindet – für den „sanften Schmied“, wie er sagt.

Denn Mixsa war außer dem Schmied noch so vieles mehr. Der 2016 verstorbene Dresdener, geboren 1944, war auch ein Künstler mit vielen Talenten. War Texteschreiber, Bildhauer. Und vor allem – und hier verweben sich die Wertemuster beider Männer aufs Innigste: er war Pazifist, erfüllt vom Wunsch nach Frieden. „Schwerter zu Pflugscharen“, der Spruch des Propheten Micha quasi als Lebensmotto: Sie beide – der Pastor und der Schmied – sind oder waren jeder auf seine Weise große Prediger für den Frieden. Pastor Matthias Gürtler in seiner gesamten Berufszeit von den Kanzeln Vorpommerns herunter, und Hans-Volker Mixsa als Schöpfer unzähliger Kunstwerke in Kirchen, Parks, Gärten und auf Plätzen.

Kunstwerke von Lübeck bis Dresden

„Mixsa schmiedete Leuchter, die in die Höhe wachsen wie ein Baum, gestaltete Porträtplastiken, die in Bronze gegossen wurden und experimentierte mit Textilbeton“, berichtet Gürtler. Seine Leuchter und Altäre finden sich im vorpommerschen Greifswald und Groß Kiesow, er schuf den Leuchter im Lübecker Dom, Windspiele und Windkugeln, Lichtobjekte für die Kirche in Husby in Schleswig-Holstein, die Installation einer Stahlspirale in Düsseldorf, eine 12 Meter hohe Stahlplastik in Bonn, Mixsas Skulpturen sind in Hamburg und natürlich in Dresden zu sehen – seiner Stadt.

Fast schwebend, und doch aus schwerem Metall: eine von Mixsas Skulpturen in Bonn.
Fast schwebend, und doch aus schwerem Metall: eine von Mixsas Skulpturen in Bonn.Hans Weingartz

Eines seiner letzten großen Werke war es, den Chorraum der Dresdener Kirche „Weißer Hirsch“ neu zu gestalten, gemeinsam mit der Malerin Gerda Lepke. Dort soll nun auch – zwei Jahre nach dem Tode des Schmieds, eine Gedenkfeier für ihn stattfinden – die es 2016 nicht gegeben hat. Matthias Gürtler, der inzwischen seinen Ruhestand in Biesenthal verbringt, hat diese Veranstaltung auf die Beine gestellt: „Das ist mir ein großes Anliegen“, sagt er. „So ein Mensch darf nicht einfach sang- und klanglos verschwinden.“

Kennenlernen durch die Friedensbewegung

Die beiden sehr verschiedenen Männer sind sich in Eggesin das erste Mal begegnet: einem entlegenen Ort im Osten Vorpommerns. Es war die Zeit, in der grenzenlos aufgerüstet wurde. Gürtler war junger Pastor. „Er war ein so zurückhaltender Mensch, den man nicht sogleich kennenlernte – erst nach und nach. Ich habe erst ganz spät mitbekommen, dass er außer Schmiedearbeiten auch Skulpturen in Bronze machte. Sogar im Abendstudium eine Meisterprüfung in Plastik an der Kunsthochschule in Dresden absolviert hatte.“ Sie freundeten sich an, sprachen viel über die Ideen der damals erstarkenden Friedensbewegung. Später schmiedete Mixsa für den Greifswalder Dom auch den Osterleuchter, der bis heute den Altarraum schmückt.

Gürtler erinnert sich, dass er den Schmied einmal bat, einen aus der Diakonie-Werkstatt gefertigten, wackelig gewordenen Weltkugel-Leuchter zu erneuern. „Das kann ich nicht machen“, sagte er. „Das haben doch behinderte Menschen gebaut.“ Sein Respekt verbot es ihm, das zu überformen, und er machte sich daran, den Leuchter aufwändig zu stabilisieren und so zu ergänzen, dass die Arbeit der Schöpfer noch besser in Szene gesetzt wurde: ohne sich als Künstler darüberzustellen.

Mit dieser Karte wird zur Trauerfeier eingeladen
Mit dieser Karte wird zur Trauerfeier eingeladenprivat

Gedenkfeier am 14. November 2023 in Dresden

2016 hatte Gürtler den Schmied zur Friedensdekade eingeladen: auf der Domwiese wollte er auf einem großen Schmiedefeuer zeigen, wie Pflugschare geschmiedet würden – aus einem langen Schwert. Auf Rüstzeiten zum Thema Frieden hatte Mixsa das schon häufiger gemacht. Doch dazu kam es nicht mehr – er war schon krank. Mixsa starb kurze Zeit später.

Die Gedenkfeier, die Matthias Gürtler nun für ihn veranstaltet, soll verschiedene Seiten des Menschen und Künstlers beleuchten. „Vielen wird es unbekannt sein, dass Hans-Volker Mixsa Texte schrieb. Er wollte gern Schriftsteller werden, wusste aber, dass die DDR Zensur ihm kaum Freiraum lassen würde. So suchte er andere Möglichkeiten und formte Ideen in Eisen“, sagt Gürtler. An diesem Abend aber sollen seine Texte erstmals verlesen werden. Texte eines „bedächtigen Zeitgenossen“, der sich nicht einengen ließ.

Info
„Vielleicht ist immer eine Stimme im Wind“: Erinnerung an Hans-Volker Mixsa. Ein Abend in der FriedenDekade 2023 am 14. November um 19 Uhr in der Dresdener Kirche „Weißer Hirsch“ mit Pfarrer Gabriel Beyer von der Evangelischen Kirche Weißer Hirsch in Dresden und Pfarrer i.R. Matthias Gürtler, der von 1996 bis 2018 Dompfarrer in St. Nikolai Greifswald war. Die Malerin Gerda Lepke erinnert an ihre gemeinsame Arbeit mit Mixsa. Einige seiner Kunstwerke werden in der Kirche gezeigt. Musikalisch gestalten Anna Maria Tietze (Gesang), Rainer Promnitz (Cello) und Professor Ekkehard Klemm den Abend.