Der Berliner Dom ist bald komplett runderneuert

Von den Wahrzeichen Berlins ist eines den Menschen besonders ans Herz gewachsen: der Berliner Dom. Spenden- und Fördergelder ermöglichen die Sanierung des letzten von vier Türmen.

Berliner Dom
Berliner DomSabine Meissner

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) engagiert sich mit einer deutschlandweiten Spendenkampagne für die größte evangelische Kirche Berlins. Nur wird mit einem Teil des Geldes die Sandsteinfassade des vierten Turms saniert. Drei Türme, die in Richtung Friedrichswerdersche Kirche, Richtung Nationalgalerie und Richtung Hackescher Markt gerichteten, sind bereits saniert worden. Mit den Arbeiten wurden im Wechsel jeweils regionale Unternehmen beauftragt. Anfang 2023 kann die vorerst letzte Phase der Fassadenrestaurierung beginnen. Insgesamt kamen 379 600 Euro zusammen.

Spendenscheckübergabe in luftiger Höhe

Dombaumeisterin Sonja Tubbesing und Baudenkmalpflegerin Damaris Gorrissen
Dombaumeisterin Sonja Tubbesing und Baudenkmalpflegerin Damaris Gorrissen

An spektakulärer Stelle erfolgte nun die Übergabe der aktuellen Rate der Spendenkampagne in Höhe von 47066 Euro: Auf dem Baugerüst über den Dächern Berlins überreichte Wolfgang Degen, Mitglied des Berliner DSD-Ortskuratoriums, im Namen der Stiftung den überdimensionierten Scheck an Jan Kingreen, Geschäftsführer des Berliner Doms. Zuvor hatte Degen erfreut mitgeteilt: „Es gibt so viele Menschen, die ein Interesse daran haben, diese besondere Kirche in Berlin zu erhalten. Sie ist ihnen wichtig.“ Dass sich das unter anderem in klingender Münze äußert, freut Dom-Geschäftsführer.

Mit der Übergabe dieser weiteren Spende geht ein Fördervertrag der DSD zur Instandsetzung der Sandsteinfassade an Turm A einher, dem in Richtung Alexanderplatz zeigenden Turm an der Karl-Liebknecht-Brücke. Es ist der letzte der vier Türme, der noch nicht restauriert werden konnte.

Einer der prachtvollsten Sakralbauten Deutschlands

Der Berliner Dom befindet sich in der historischen Mitte der Bundeshauptstadt. Er gilt als einer der prachtvollsten Sakralbauten Deutschlands und ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Den Auftrag für den repräsentativen Zentralbau mit Kuppel gab einst Kaiser Wilhelm II. (1859–1941).

Die Fertigstellung in Formen der Neorenaissance und des Neobarock erfolgte nach elfjähriger Bauzeit im Jahr 1905. Der Dom ist eine der größten evangelischen Kirchen Deutschlands, bestehend aus Predigtkirche sowie Tauf- und Traukirche, der Hohenzollerngruft und dem Dommuseum. Im Zweiten Weltkrieg gab es am Gebäude schwere Beschädigungen. Nach einem Bombentreffer war die brennende Kuppel ins Innere gestürzt. Die Arbeiten zum Wiederaufbau begannen im Jahr 1975.

Umfangreiche Schäden am Dom

Die Notwendigkeit der aktuellen Arbeiten erläuterten zwei Fachfrauen, die Dombaumeisterin Sonja Tubbesing und Baudenkmalpflegerin Damaris Gorrissen: Als im Jahr 2018 die Domgemeinde auf eigene Kosten den Glockenturm restaurieren ließ war es nach ihren Angaben möglich geworden, vom Gerüst aus Teile der Fassade aus der Nähe zu betrachten. Das Ergebnis war für beide Spezialistinnen erschreckend, weil es umfangreiche Schäden zutage brachte.

„Dramatische Zeichen des voranschreitenden Zerfalls waren an dem über 100 Jahre alten Gebäude zu erkennen“, sagt Dombaumeisterin Tubbesing. Schwarze Verkrustungen aus Ruß, Gummiabrieb, Schmutz und Staub hatten sich über Jahrzehnte auf dem Sandstein abgelagert und stellten eine Bedrohung des Gebäudes dar. Säuren, die sich durch Luftschadstoffe und Regenwasser bildeten, konnten in den Stein eindringen und ihn zersetzen. Undichte Fugen und der dadurch gestörte
Ablauf von Wasser hatten die Sandsteinfassade zusätzlich geschädigt, so dass einzelne Teile herabzustürzen drohten. Die äußere Natursteinhülle des Doms musste dringend
saniert werden.

Rettung durch Spenden

Klar war, dass das alles Geld kosten würde – viel Geld, das die Dom­gemeinde allein nicht würde aufbringen können. Es wurde die DSD mit ins Boot geholt, was sich heute als Rettung erweist. Die eingehenden Spenden halfen auch über die Corona-Zeit hinweg, als es keine Präsenz-Veranstaltungen und damit keine Einnahmen aus dem Ticketverkauf gab. Der Dom-Geschäftsführer Jan Kingreen erklärte: „Unabhängig von den Ausgaben für Instandhaltung und Restaurierung kostet die Unterhaltung des Doms täglich 14000 Euro, die zu 95 Prozent der Dom selbst erwirtschaftet.“

Vorerst letzte Restaurierungsphase

„Wir sind sehr froh“, betonte Baudenkmalpflegerin Gorrissen, „dass ohne Unterbrechung weitergebaut werden konnte“. Kingreen dankte der Stiftung und allen Spendern für die großzügige finanzielle Unterstützung. Wenn die Arbeiten an allen vier Türmen beendet sind, werde nicht etwa Schluss sein, sagte Sonja Tubbesing. Sie habe in den fast sieben Jahren ihrer Tätigkeit als Dombaumeisterin das Gebäude nie ohne Gerüst erlebt. Nach Turm A sei die Ostfassade zu sanieren sowie weitere Gebäudeteile. „Wenn man einmal herum fertig ist, muss es also von vorn wieder losgehen“, bemerkte treffend einer bei der weiteren anwesenden Journalisten.

Info:  Termine zur Besichtigung unter: www.berlinerdom.de/termine/