„Das Licht der Welt“ – Christen feiern Weihnachten

Weihnachten, das Fest der Liebe – mehr als sonst feiern Christen in diesem Jahr die Geburt Jesu unter dem Druck von Krieg und Gewalt. Unterdessen: kein Sprengstoff im Kölner Dom.

Christen weltweit haben zum Weihnachtsfest an die Geburt Jesu vor rund 2.000 Jahren erinnert. Weihnachten sei mehr als eine Mischung aus Trost und Kitsch, sagte Papst Franziskus in seiner Weihnachtspredigt an Heiligabend im Petersdom. Die Bischöfe in Deutschland riefen zu friedlichen Lösungen der aktuellen Kriege auf. Die Feierlichkeiten standen vielerorts im Zeichen von Krieg und Terrordrohungen. In Deutschland sorgten Warnungen vor einem islamistischen Anschlag auf den Kölner Dom für einen Großeinsatz der Polizei.

Die Kindheit vieler Mädchen und Jungen werde vom Krieg zerstört, sagte Franziskus bei seiner Ansprache vor dem traditionellen Segen „Urbi et orbi“ auf dem Petersplatz in Rom. „Sie sind die Jesuskinder von heute.“ Eindringlich sprach er über die Lage der Menschen in Israel und im Gazastreifen: „Ich umarme sie alle, insbesondere die christlichen Gemeinschaften in Gaza, die Pfarrei in Gaza, und im gesamten Heiligen Land.“ Er trauere um die Opfer „des verabscheuungswürdigen Angriffs vom 7. Oktober“ und forderte erneut die Freilassung der Geiseln sowie die Einstellung der Militäroperationen, die unschuldige zivile Opfer träfen.

Der Papst erinnerte auch an die vielen Kriege und Konflikte in der Welt, so in der Ukraine, in Syrien, Jemen und weiten Teilen Afrikas. Politiker und „alle Menschen guten Willens“ müssten dort Lösungen finden, um die sozialen und politischen Konflikte zu überwinden, Armut zu bekämpfen, Ungleichheiten zu verringern und das Problem der Migration anzugehen.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, verwies in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag auf die Macht des Wortes. „Worte erschaffen Welten“, sagte der Bischof von Limburg. „Ohne ehrliche Worte, die neues Vertrauen wecken, kommt kein Friede zustande; nicht im Kleinen und schon gar nicht im Großen.“ Worte könnten jedoch auch Welten in Trümmer legen.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte in ihrer Weihnachtsbotschaft, viele Menschen seien derzeit erschöpft und schutzbedürftig. „Wir haben Krieg und Krisen. Und Angst haben wir auch.“ An Weihnachten scheine ein anderes Licht auf die Welt. Inmitten so vieler düsterer Nachrichten brauche es den Weihnachtsmut der Engel.

Nach Hinweisen auf einen möglichen islamistischen Anschlag hatte die Polizei den Kölner Dom in der Nacht auf Sonntag fünf Stunden lang mit Bomben-Spürhunden abgesucht, stieß jedoch nicht auf Sprengstoff. Spezialeinheiten nahmen im Saarland eine Person fest. In Österreich kamen drei mutmaßliche Islamisten in Untersuchungshaft. Bei allen soll es sich um Tadschiken handeln, die dem „Islamischen Staat in der Provinz Khorasan“ (ISPK) angehören, einem IS-Ableger in Afghanistan.

In Bethlehem, der Geburtsstadt Jesu, verliefen die Weihnachtsfeiern wegen des Nahostkriegs anders als üblich still und zurückgezogen. Das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, forderte ein Ende des Krieges und einen Neubeginn des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern.

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem appellierte in seiner Weihnachtspredigt in der Katharinenkirche an Israel und die Mächtigen der Welt, den Palästinensern eine gerechte und endgültige Heimat zu geben. Wegen Reisewarnungen infolge der Kampfhandlungen waren fast keine Pilger und Touristen in Bethlehem – ein weiterer Tiefschlag für die wirtschaftlich ohnehin angeschlagenen Einwohner der Stadt im Westjordanland.