Dachverband fordert mehr Hilfen für Familien mit Demenz-Erkrankten
Die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, Monika Kaus, fordert mehr Unterstützung für Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige. „In der Beratung hören wir immer häufiger, dass Hilfen wie Tagespflegeplätze oder ambulante Pflegedienste vor Ort nicht verfügbar sind, und auch ein Platz im Pflegeheim in einer erreichbaren Nähe ist oft nicht vorhanden“, sagte Kaus der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstag). Das Hilfeangebot müsste daher dringend weiter ausgebaut.
„Beziehungsweise so umgebaut werden, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen flächendeckend passende Angebote finden“, sagte Kaus weiter. Dazu gehörten Strategien gegen den Pflegenotstand ebenso wie Entgeltersatzleistungen für pflegende Angehörige und eine suffiziente Pflege- und Versorgungsplanung auf kommunaler Ebene.
In Deutschland leben laut des Dachverbandes derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen werden Zuhause von An- und Zugehörigen versorgt. „Wirksame Medikamente, die eine Demenzerkrankung aufhalten könnten, gibt es bisher nicht“, sagte Kaus. Aber es gebe Möglichkeiten, den Verlauf positiv zu beeinflussen, etwa durch Schulungen für die Angehörigen sowie durch Angebote wie Ergotherapie oder Bewegungstherapie. „Gerade nicht medikamentöse Therapien werden viel zu selten verordnet und damit ein großes Potenzial für ein besseres Leben mit der Krankheit nicht ausgeschöpft.“, erklärte die Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft.
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, sagte der Zeitung, die steigende Zahl der Alzheimer-Erkrankten sei besorgniserregend und schon jetzt eine gesellschaftliche Herausforderung. „Um den Patienten so lange wie möglich Teilhabe und ein würdiges Dasein zu ermöglichen, müssen wir mehr Ressourcen in die Prävention und die klinische Forschung investieren.“ Die Ampel-Koalition habe ein Medizinforschungsgesetz kürzlich auf den Weg gebracht, um der Pharmaindustrie Anreize zur Entwicklung von Medikamenten zu geben.
Zudem müsse man verstärkt auf die Prävention setzen, forderte Ullmann. „Hier zeigt sich deutlich, dass wir politisch nicht nur auf Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen achten dürfen. Es wäre auch falsch, Mittel aus der Primärprävention abzuziehen und stattdessen vermehrt auf Früherkennung zu setzen.“ Es brauche ein gesundes Gleichgewicht, betonte der FDP-Politiker.
Zum Welt-Alzheimertag (21. September) werden jedes Jahr bundesweit eine Reihe von Veranstaltungen angeboten, Vorträge, Tagungen, Gottesdienste oder Benefizkonzerte. In diesem Jahr lautete das Motto „Demenz – Gemeinsam. Mutig. Leben“, um auf die Situationen von Familien von Menschen mit Demenz hinzuweisen.