Christlich geprägte Bildung ist mehr als Wissensvermittlung

Mit einem Festgottesdienst in der Dorfkirche Kölzow und anschließendem Empfang hat die evangelische Nordkirche den Reformationstag gefeiert. Unter dem Motto „Kirche macht Schule“ haben sich rund 150 Menschen aus Kirche, Politik, Kultur und dem Bereich Bildung auf dem Evangelischen Bildungscampus Dettmannsdorf (Landkreis Vorpommern-Rügen) versammelt. Die Reformation sei eine starke Bildungsbewegung gewesen, sagte Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern. „Sie hatte das Ziel, dass alle Menschen in der Lage sein sollten, die Bibel selbst zu lesen und zu verstehen, Mädchen ebenso wie Jungen. Deshalb passt es sehr gut, dass wir hier den Reformationstag feiern.“

Im Rahmen der Feierlichkeiten ist Stefan Schmidt (73) für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für evangelische Bildung mit der Bugenhagenmedaille ausgezeichnet worden. Aus kleinsten Anfängen mit elf Kindern im Jahr 2005 sei heute eine große evangelische Schule geworden, sagte Jeremias. „Dieser Bildungscampus hat das gesamte Dorf verändert und attraktiv gemacht, Lehrkräfte und junge Familien ziehen hierher.“ Die Bugenhagenmedaille ist die höchste Auszeichnung der Nordkirche. Sie geschieht im Gedenken an den prägenden Reformator Norddeutschlands, Johannes Bugenhagen (1485-1558).

Schmidt wuchs im Erzgebirge in einer kirchlich engagierten Familie auf. In den Nachwendejahren sei in Schmidt der Wunsch gewachsen, in freiheitlich demokratischen Verhältnissen eine eigene Schule betreiben zu können, in der das christliche Menschenbild im Vordergrund steht. Drei Wochen vor Beginn des neuen Schuljahres erhielten Schmidt und seine Mitstreiter im Jahr 2005 die Genehmigung zum Schulbetrieb.

Inzwischen besuchen 600 Schülerinnen und Schüler den Evangelischen Bildungscampus Dettmannsdorf. 2026 werden die ersten Dettmannsdorfer Schülerinnen und Schüler Abitur machen. „Von Martin Luther habe ich für mich übernommen, dass man seine eigene Meinung haben und verteidigen muss. Wir sind manchmal unbequem und gehen andere Wege als die ausgetretenen. Eben auch, weil wir Christen sind“, sagte Schmidt.

Beim anschließenden Empfang hat MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) das Wirken der Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern gewürdigt. Mit Blick auf das Motto „Kirche macht Schule“ sagte Schwesig: „Wir leben in unruhigen, in schwierigen Zeiten, die uns immer wieder herausfordern, uns eine Meinung zu bilden und für unsere Werte einzustehen.“ Eine solche Bildung, „demokratisch, selbstbestimmt und werteorientiert“, sei das Ziel des Schulsystems in MV, zu dem auch die evangelischen Schulen gehören.

„Gute Schulen sind wertvoll“, sagte Ulrike Hillmann, Präses der Landessynode der Nordkirche. Für sie sei die Antwort auf Polarisierung, Populismus und die Spaltung der Gesellschaft „gute Bildung für alle Menschen“. Die Reformatoren hätten deutlich gemacht, dass gute Bildung für alle die Voraussetzung für eine starke Zivilgesellschaft sei, betonte Hillmann. „Der reformatorische Anstoß zur Bildungsgerechtigkeit und Bildungsteilhabe für alle bleibt bis heute eine Herausforderung, der wir uns auch in der Nordkirche stellen und an deren Umsetzung wir uns durch evangelische Schulen beteiligen.“

Auch Schülerinnen und Schüler des Campus haben sich an den Feierlichkeiten beteiligt und einen selbst gedrehten Film über ihre Schule präsentiert.