Caritas Europa kritisiert geleaktes EU-Entwicklungsprogramm

Bis zu 300 Milliarden Euro will die EU-Kommission für den Globalen Süden mobilisieren. Ein internes Papier belegt laut dem katholischen Verband: Im Mittelpunkt stehen europäische Wirtschaftsinteressen.

Caritas Europa hat sich besorgt über die Strategie der EU in der internationalen Zusammenarbeit geäußert. Aus einem geleakten Dokument der EU-Kommission werde deutlich, dass es bei den Beziehungen zu ärmeren Ländern hauptsächlich um die eigene Wettbewerbsfähigkeit und den Zugang zu Rohstoffen gehe, teilte die katholische Dachorganisation am Donnerstag in Brüssel mit. Demnach solle die Entwicklungszusammenarbeit der EU in erster Linie dazu beitragen, Marktchancen für europäische Unternehmen zu schaffen. Dies stehe in eklatantem Widerspruch zum Ziel der Armutsbekämpfung und dem Kampf gegen die globale Ungleichheit.

Diese Strategie werde weder den von der EU selbst proklamierten Werten der Gleichheit und der Menschenrechte noch ihrer Agenda für nachhaltige Entwicklung und ihren Klimaverpflichtungen gerecht, erklärte die Generalsekretärin von Caritas Europa, Maria Nyman. Die Caritas-Regionaldirektorin für Afrika, Lucy Esipila, sagte, die EU sei nur dann ein verlässlicherer Partner für den Globalen Süden, wenn sie aufhöre, Partnerschaften in erster Linie zur Durchsetzung von Eigeninteressen zu nutzen.

Nach der Analyse von Caritas Europa strebt der interne Entwurf den Ausbau der Rohstoffindustrie im Globalen Süden vor allem mit Ziel an, den wachsenden Energiebedarf Europas zu decken. Der katholische Dachverband, der auch entwicklungspolitisch und bei der humanitären Hilfe aktiv ist, kritisierte das Strategiepapier der EU-Kommission als visionslos und kurzsichtig. Es sei eine Illusion zu glauben, dass die EU ohne ein klares Eintreten für Menschenrechte und Klimaschutz sicherer oder lebenswerter werde.

Im Rahmen der Initiative “Global Gateway” will die EU-Kommission bis 2027 bis zu 300 Milliarden Euro für Infrastrukturprogramme und andere Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern mobilisieren. Das Vorhaben gilt als Konkurrenz zur chinesischen “Neuen Seidenstraße”. Die Zeitschrift “Politico” hatte das Briefing-Dokument Dienstag publik gemacht.