Die Weltklimakonferenz steht unmittelbar bevor. Auf den letzten Metern verständigte sich die EU auf ein Klimaziel. Die Bundesregierung lobt den Kompromiss. Kritik kommt von Umwelt- und Klimaschützern.
Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz in Brasilien wirbt die Bundesregierung um Zuversicht im Kampf gegen den Klimawandel. Bundesumweltminister Carsten Schneider (CDU) sagte am Mittwoch in Berlin, Fatalismus und Resignation seien keine guten Ratgeber. Zu Beginn der 90er Jahre hätten Wissenschaftler teilweise eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur von 5 bis 6 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau prognostiziert. Inzwischen lägen die Prognosen bei 2,5 bis 3 Grad. Das sei immer noch zu viel, räumte Schneider ein. Aber es gehe voran beim Klimaschutz.
Zuvor hatte der Bundesumweltminister an Verhandlungen in Brüssel teilgenommen. Nach langen Gesprächen einigten sich die EU-Umweltminister auf ein gemeinsames Klimaziel für 2040. Bis dahin soll der europäische Treibhausgasausstoß um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Allerdings können die Mitgliedsländer fünf Prozent der geplanten Einsparungen durch den Kauf von Emissionszertifikaten von Drittstaaten erreichen.
Bis 2035 strebt die EU eine Verringerung der Emissionen um 66,25 Prozent bis 72,5 Prozent an. Schneider sprach von harten Verhandlungen, die aber zu einem klaren und eindeutigen Klimaschutzziel der Europäischen Union geführt hätten.
Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hob hervor, dass der Klimawandel und seine Folgen in vielen Ländern bereits die Gegenwart bestimme. Klimaschutz bezeichnete die Ministerin als Chance für Innovationen, Jobs und Zukunftsmärkte. “Klimaschutz bedeutet, Menschen eine Zukunft zu geben.”
Nichtregierungsorganisationen zeigten sich mit Blick auf die Verhandlungen auf EU-Ebene enttäuscht. Zwar habe sich Umweltminister Schneider für ein besseres Ergebnis eingesetzt. Aber das europäische Klimaziel für 2040 sei unzureichend und habe zudem viel zu große Schlupflöcher bekommen, erklärte Germanwatch.
Greenpeace kommentierte den in Brüssel erzielten Kompromiss mit den Worten: “Das ist so, als würde man versprechen, einen Marathon zu laufen, indem man nur 10 km trainiert, den letzten Kilometer davon mit dem Bus zurücklegt und sich das Recht vorbehält, einfach zu Hause zu bleiben, wenn es regnet.”
Unterdessen erinnerte das Hilfswerk Brot für die Welt die Bundesregierung an eine Zusage der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), im laufenden Jahr sechs Milliarden Euro für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. “Leider zeichnet sich ab, dass die Mittel in diesem Jahr und auch künftig erheblich dahinter zurückbleiben werden.”