Bundesregierung will gegen Einsamkeit vorgehen

Die Bundesregierung will einsame Menschen stärker unterstützen und gegen soziale Isolation vorgehen. Dazu verabschiedete das Kabinett am Mittwoch in Berlin eine „Strategie gegen Einsamkeit“. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) bezeichnete Einsamkeit als „eines der drängendsten Themen unserer Zeit“. Wege gegen Einsamkeit aufzuzeigen, sei gerade jetzt wichtig, wenn es draußen dunkel und ungemütlich sei und viele Menschen sich nach Gemeinschaft und Familie sehnten.

Der Bericht definiert Einsamkeit als ein „schmerzhaftes Gefühl, das Menschen haben, wenn ihre gewünschten sozialen Beziehungen nicht mit den tatsächlich geführten übereinstimmen“. Nach den Worten von Paus sollte Einsamkeit kein Tabuthema mehr sein. Durch die Coronapandemie sei die Einsamkeit unter sehr alten und jüngeren Menschen deutlich gestiegen, sagte sie im Deutschlandfunk. Paus verwies darauf, dass Großbritannien und Japan bereits Einsamkeitsministerien hätten.

Einsamkeit sei keine Krankheit, könne aber langfristig die mentale und körperliche Gesundheit beeinträchtigen, so die Ministerin. Durch den Vertrauensverlust gegenüber der Umgebung gefährde sie auch die Teilnahme an der Demokratie. Vor Corona habe sich jeder Zehnte einsam gefühlt, der Anteil sei dann auf bis zu 40 Prozent gestiegen. Laut Bericht leiden zudem bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Alleinerziehende, Flüchtlinge, Migranten oder Menschen mit Behinderungen und chronisch Kranke besonders an Einsamkeit. Frauen seien tendenziell stärker als Männer betroffen.

Nun will die Bundesregierung die Forschung und Information stärken, etwa durch ein Expertennetzwerk und ein „Einsamkeitsbarometer“, das sich an Umfragen orientiert. Die Strategie bezieht nach den Worten der Grünen-Politikerin auch andere Ministerien ein und umfasst über hundert Maßnahmen.

Dazu gehören etwa eine Sensibilisierungskampagne mit Aktionstagen und -wochen sowie die Unterstützung unterschiedlicher Angebote. Das betrifft Lebensbereiche, die menschliche Kontakte ermöglichen, vom Sportverein bis zur Pflege. Der Bericht verweist auf mehr als 20 Förderprogramme und Projekte wie den sogenannten Digitalpakt, in dem älteren Menschen digitale Kompetenzen vermittelt werden, Projekte für Menschen mit Demenz oder zur Förderung von generationenübergreifenden Wohnformen.

Die Caritas begrüßte den Bericht, warnte aber vor reiner Symbolpolitik. Die angekündigten Maßnahmen müssten auch hinreichend finanziert werden. Das gelte etwa für die Projekte zur Stärkung der Altenhilfe.