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Bundespräsident: “Freier, aber verantwortungsbewusster Journalismus”

Für einen „freien, aber verantwortungsbewussten Journalismus“ hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier starkgemacht. Gerade in diesen „unruhigen und beunruhigenden Zeiten“ brauche das Land genau die Art von „demokratiefreundlichem“ Journalismus, den die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) betreibe, sagte Steinmeier am Donnerstag in München laut Redemanuskript. Anlass war die Jubiläumsfeier zum 80-jährigen Bestehen der SZ.

Steinmeier appellierte an die SZ-Journalisten, sich ihre Leidenschaft zu bewahren: „Nichts ist so wichtig wie der Journalismus von morgen.“ Zum journalistischen Berufsethos gehöre, Staat und Politik zu kontrollieren und zu kritisieren – „nie mit Verachtung und Häme“, sondern mit Sachkenntnis, Genauigkeit und Respekt vor den Institutionen der Demokratie. Journalismus informiere verlässlich und wahrheitsgemäß, prüfe Fakten, trenne Wichtiges von Unwichtigem und ordne Ereignisse ein. So trage er dazu bei, „dass wir in unserem Land in einer gemeinsamen Wirklichkeit leben“.

Steinmeier kritisierte die sozialen Medien, die aufgrund ihrer ökonomischen Logik eher dafür sorgten, „dass wir uns schlechter fühlen“: „Die mediale Dauerapokalypse raubt Kraft, Mut und Zuversicht.“ Guter Journalismus hingegen ermögliche eine vernünftige Debatte und den Bürgern politische Orientierung. Er zeigte sich überzeugt: „Ein solcher Journalismus lässt sich nicht von Künstlicher Intelligenz betreiben.“

Der Bundespräsident erinnerte an die Gründungsszene der SZ am 6. Oktober 1945. Damals versammelten sich im Keller des damaligen Verlagshauses Offiziere der US-Militärregierung, der bayerische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (SPD), die neuen SZ-Herausgeber und weitere Personen: „Der Reihe nach warfen sie den Originalsatz von Hitlers ‘Mein Kampf’ in den Ofen des Gießwerks, um aus dem geschmolzenen Blei die Druckplatte für die erste Ausgabe der SZ zu fertigen.“

Auch die SZ habe damit zu kämpfen gehabt, dass einige ihrer Leitungspersonen in den Nationalsozialismus verstrickt gewesen seien. Der erste Chefredakteur Werner Friedmann habe das Blatt auf demokratischen und liberalen Kurs gebracht. Zu den größten Veränderungen seither gehöre, dass die SZ weiblicher geworden ist, und dass sie inzwischen mehr Digital- als Print-Abonnements verkauft. (2348/17.07.2025)