Bremische Evangelische Kirche verliert fast 7.000 Mitglieder

Die Bremische Evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr erneut viele Mitglieder verloren. Zum Stichtag 1. Januar 2024 waren es 157.741, sagte Kirchensprecherin Sabine Hatscher am Donnerstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). 2023 seien 3.703 Menschen ausgetreten, 3.181 seien gestorben. Das Gesamtminus von fast 7.000 bedeutet einen Rückgang der Mitgliederzahl um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach der zeitgleich veröffentlichten Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ging die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder 2023 bundesweit um 3,1 Prozent zurück.

Somit hat die Bremische Evangelische Kirche im zurückliegenden Jahr Mitglieder im Umfang einer großen Gemeinde verloren. Überdies hat sich der Mitgliederverlust durch Austritte beschleunigt (2022: 3.252). Die Zahl der Sterbefälle war den Angaben zufolge dagegen 2022 mit 3.444 höher. Ende 2015 waren es noch gut 200.000 evangelische Kirchenmitglieder in Bremen, vor 14 Jahren fast 265.000.

Über die Gründe für die Austritte kann nach den Worten des leitenden evangelischen Theologen in Bremen, Pastor Bernd Kuschnerus, nur spekuliert werden, weil sie nicht verpflichtend angegeben werden müssen. Meistens würden finanzielle Gründe genannt. Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung auf Bundesebene habe überdies gezeigt, dass Religion und Kirchlichkeit heutzutage nicht mehr automatisch durch die Familie weitergegeben würden.

„Wir erleben zurzeit eine Krise der Institutionen, die nicht allein die Kirche betrifft, sondern auch andere gesellschaftliche Bereiche wie die Politik“, ergänzte Kuschnerus. Diese Individualisierung wirke sich auf die Zugehörigkeit zur Kirche aus. Das habe den Nachteil, dass die Solidargemeinschaft Kirche mit ihren Beratungsstellen, Kitas, den Musikangebot, den Gottesdiensten, diakonischen Angeboten und der Seelsorge kleiner werde.

„Mir tut es um jeden Menschen leid, der die Kirche nicht kennenlernt oder austritt“, erklärte Kuschnerus. Er freue sich über jedes Kind, das getauft werde, „denn jeder einzelne Mensch zählt, ob groß oder klein. Sie stärken die Kirche und damit auch unser Gemeinwesen insgesamt“.

Bei den Taufen stammt die jüngste verfügbare Zahl für die bremische Kirche laut Hatscher mit 1.036 aus dem Jahr 2022 und war damit deutlich höher als im Vorjahr (Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die bremische Kirche im Jahr 2021: 736). Die Kircheneintritte sind 2023 mit 244 gegenüber 264 im Vorjahr gesunken. Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören 52 Gemeinden. Sie ist die einzige Landeskirche Deutschlands, die sich fast nur auf städtisches Gebiet erstreckt.