30 Kisten voller Geschichte sind unterwegs: Bremen schickt sein Afrika-Archiv an Namibia. Es sind Dokumente zur Kolonialherrschaft und zum Anti-Apartheid-Kampf.
Bremen übergibt sein Afrika-Archiv an das Staatliche Archiv von Namibia. Derzeit werden 30 Kisten mit Archivalien per Schiff zur Bremer Partnerstadt Windhoek transportiert und sollen dort im Oktober ankommen, wie der Senat am Dienstag mitteilte. Das Archiv enthalte historische Bücher und wertvolle Foto- und Videodokumentationen aus der Zeit der Befreiungsbewegung, der kolonialen Herrschaft Südafrikas im heutigen Namibia sowie der aktivistischen Anti-Apartheid-Politik. Damit werde wichtiges Kulturgut nach Namibia zurückgeführt.
Von 1884 bis 1915 stand Namibia unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika unter deutscher Herrschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg gelangte es unter die Kontrolle Südafrikas. Erst 1990 wurde es unabhängig.
Das “Bremer Afrika Archiv” wurde den Angaben zufolge 1975 unter Beteiligung des Übersee-Museums, des Staatsarchivs, der Universität Bremen und des Bildungssenators mit dem Ziel gegründet, alle entwicklungspolitischen und Afrika-bezogenen Initiativen in Bremen zu bündeln. Das später als Verein gegründete Archiv habe wesentlich zur frühen Erinnerungsarbeit am Kolonialismus beigetragen und sei an vielen Initiativen zur Aufarbeitung beteiligt gewesen.
Das namibische Staatsarchiv hatte aus dem Gesamtbestand eine Wunschliste an Materialien erstellt, um den eigenen Bestand ergänzen zu können, wie es hieß. Teile des Archivs gingen bereits an die Basler Afrika Bibliographien, wurden in das Universitätsarchiv integriert oder in die Studiengangs-Bibliothek aufgenommen. Ein weiterer Teil wurde von der Nambia-aktiv-Gruppe “Praktische Solidarität von Volk zu Volk” übernommen. “Dass wichtige Dokumente, die die Geschichte und Persönlichkeiten Namibias betreffen, nun nach Windhoek gehen, um dort weiter aufgearbeitet, bewahrt und zugänglich gemacht werden zu können, ist eine positive Entwicklung”, erklärte Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte (SPD).
In einem Brief an Namibias Bildungsministerin Sanet Steenkamp spricht Bovenschulte von historischer Verantwortung Bremens in den Beziehungen beider Länder. Der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz habe einst die Kolonialisierung Namibias mitinitiiert. Später habe Bremen als erstes westdeutsches Bundesland Kontakt zur Freiheitsbewegung in Namibia aufgenommen.