Botschaften zum Reformationstag: Welt braucht in Krisen Hoffnung

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat am Reformationstag dazu aufgerufen, trotz der aktuellen Krisen und Kriege die christliche Hoffnung in die Welt zu tragen. „Selten war in der Welt die Hoffnung so kleinlaut und schwindsüchtig, selten waren unsere Gewissheiten so labil und zerbröselt wie in diesen Zeiten, da sich Krise an Krise reiht und Unheil auf Unheil türmt“, sagte sie am Dienstagabend im Reformationsgottesdienst in der Bonner Kreuzkirche.

Die Gesellschaft sei nicht nur auf die diakonischen Dienste und sozialen Einrichtungen der Kirchen angewiesen, sondern brauche die Christen auch, „weil wir Gott loben“, sagte die 60-jährige Theologin, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, laut Redetext in ihrer Predigt. „Wir müssen die Sprache des Lobens immer neu lernen und einüben, damit wir widerstandsfähig bleiben gegen die Mächte, die das Leben gefährden und die uns resignieren und verstummen lassen.“

Mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten, der „durch die Attacke der palästinensischen Hamas gegen Israel“ begonnen worden sei, warnte Kurschus vor einfachen Antworten. „Wir müssen aushalten, nicht zu wissen, wie Friede werden soll“, sagte sie. „Wir müssen aushalten, nicht zu wissen, was richtig ist und was falsch.“

Vor dem Hintergrund des Angriffs der Hamas auf Israel verurteilte die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs Antisemitismus: „Er fordert unser unmissverständliches Nein. Er ist menschenverachtend. Gottlos. Nicht zu dulden.“ Fehrs rief die Religionsgemeinschaften dazu auf, sich auf Gewaltfreiheit zu besinnen. Es sei heute nötiger denn je, heilige Schriften nicht Fanatikern zu überlassen, sagte die Bischöfin in ihrer Predigt zum Reformationstag in Lutherstadt Wittenberg.

Der neue bayerische Landesbischof Christian Kopp warnte vor einer Gefährdung der Demokratie. Sie werde derzeit „gezielt destabilisiert“, sagte der evangelische Theologe am Abend im Reformationsgottesdienst in der Dreieinigkeitskirche Regensburg laut Redemanuskript. Fake News und Hatespeech würden in vielen Demokratien eingesetzt, um Menschen verächtlich zu machen und herabzusetzen.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, unterstrich am Reformationstag die Trost spendende Kraft des christlichen Glaubens. In Zeiten von Terror, Krieg, Klimakrise oder Inflation, bei persönlichen Krisen und Belastungen helfe der Glaube, „Lebensmut, Trotzkraft und Seelentrost“ zu finden, sagte der Theologe in der Düsseldorfer Johanneskirche laut Predigttext.

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns hob zum Reformationstag die Rolle der Staatengemeinschaft angesichts der Konflikte in der Ukraine und im Nahe Osten hervor. Ihre Aufgabe bestehe darin, das Völkerrecht zu stärken, sagte er in der Marktkirche in Goslar. In Israel stehe aktuell die Trauer um die Opfer und die Solidarität mit dem Staat Israel im Mittelpunkt, sagte Meyns.

Am Reformationstag erinnern Protestantinnen und Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther am 31. Oktober 1517. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit stieß Luther Veränderungen an, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten.