Bischof Stäblein: Dunkelfeld muss noch aufgearbeitet werden

Der evangelische Bischof für Berlin und Brandenburg will nun noch weitere Akten nach Missbrauchsfällen durchsuchen lassen. Auch für Hilfe von außen zeigte er sich offen.

Der Berliner Bischof Christian Stäblein hält die Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche für einen „ersten, ganz wichtigen Schritt“ zur Aufdeckung, aber noch nicht ausreichend. „Wichtig ist, dass das Dunkelfeld aufgearbeitet wird, also dass das, was noch nicht aktenkundig ist, aufgedeckt wird, und daran arbeiten wir“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Freitag im rbb-Inforadio.

Stäblein betonte, dass es mehr Ressourcen brauche, um jetzt noch die Personalakten zu durchforsten: „Wenn wir die anderen Akten durchsehen, werden wir immer bei den Akten sein, die wir selbst recherchieren können.“ Die Forscher der am Donnerstag in Hannover vorgestellten Missbrauchsstudie für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatten beklagt, fast alle Landeskirchen hätten nur die Disziplinarakten ausgewertet und nicht die Personalakten.

Auf die Frage, ob die evangelische Kirche bereit sei, sich externen Fachleuten zu öffnen, antwortete der Bischof: „Ich denke, wir müssen unbedingt. Und die Studie zeigt noch mal, wie sehr wir an dieser Stelle versagt haben. Wie sehr wir nicht ausreichend geschützt und dann aber auch nicht ausreichend gehört haben, und die Aufarbeitung verschleppt und verlangsamt worden ist.“ Stäblein sagte, nun müssten die von der Studie empfohlenen Verbesserungen umgesetzt werden. In der EKBO gibt es nach Auswertung der Jahre 1946 bis 2020 mindestens 116 von sexualisierter Gewalt betroffene Personen und mindestens 41 Beschuldigte.

Laut der EKD-Studie wurden in der gesamten evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie nach einer „spekulativen“ Hochrechnung 9.355 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Die Zahl der Beschuldigten liegt demnach bei 3.497. Rund ein Drittel davon seien Pfarrer oder Vikare. Bislang ging die evangelische Kirche von rund 900 Missbrauchsopfern aus.