Bischof Markus Dröge über Kirche und Politik

Von Markus DrögeAls ich Anfang Januar ein Grußwort beim Jahresempfang des Verbundes Christlicher Kliniken in Brandenburg hielt, sprachen mich danach mehrere Gäste an. Sie dankten mir für meinen Mut, weiterhin aus kirchlicher Perspektive politische Themen anzusprechen. Die Reaktion der Gäste stand im Zusammenhang der Diskussion um die Frage, wie politisch Predigten sein sollen, ja ob und wie die Kirchen sich überhaupt politisch positionieren sollten. Diese Diskussion hat ja auch hier in der Kirchenzeitung ihren Niederschlag gefunden. Grund genug, noch einmal daran zu erinnern, dass das christliche Zeugnis ohne politische Stellungnahmen gar nicht möglich ist.

Durch die Taufe sind wir alle zu Zeugnis und Dienst in der Welt – und das meint: über die Kirche hinaus – berufen. Mit der Ordination beauftragen wir jeden Pfarrer und jede Pfarrerin zur öffentlichen Verkündigung des Wortes Gottes. Wir sind gesandt in die Welt, um der Welt das Evangelium zu verkünden und „an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten“ zu erinnern (Barmen V). Wie sollte dies gehen, ohne dass wir uns zu der Welt, in der wir leben, konkret verhalten und das Wort Gottes in diese Welt hinein und für diese Welt auslegen? Damit ist unsere Rede immer auch politisch. Politisch in dem Sinn, dass sie sich sehr konkret in Bezug setzt zu der Welt, in der wir leben und zu den Entwicklungen, denen wir ausgesetzt sind. Natürlich darf sich die Verkündigung nicht mit einer Partei identifizieren oder sich anmaßen, eindeutig die einzig richtige politische Auffassung zu vertreten. Gesellschaftspolitisch verstanden kann eine Predigt oder eine kirchliche Stellungnahme immer nur ein Diskussionsbeitrag sein, der diskutierbar bleibt.

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