Bischöfin Fehrs: Religion nicht den Fanatikern überlassen

In Ihrer Predigt zum Reformationstag betonte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, Martin Luthers Erkenntnisse zur notwendigen Trennung von Staat und Kirche.

Kirsten Fehrs ist die Bischöfin Hamburgs und stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche
Kirsten Fehrs ist die Bischöfin Hamburgs und stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kircheepd-bild / Jens Schlueter

Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs hat die Religionsgemeinschaften dazu aufgerufen, sich auf Gewaltfreiheit zu besinnen. Es sei heute nötiger denn je, heilige Schriften nicht Fanatikern zu überlassen, sagte sie in ihrer Predigt zum Reformationstag in der Lutherstadt Wittenberg. Reformation heiße, dass sich Religionsgemeinschaften immer wieder auf ihren Kern besinnen, der das Leben wolle und nicht die Gewalt.

Religion werde häufig für Ideologien vereinnahmt, sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Es sei eine Erkenntnis von Martin Luther (1483-1546) gewesen, dass Staat und Kirche unterschiedliche Aufgaben hätten: „Seine Erfahrung war: Wo die Kirche politische Macht ausübt, wird die Religion zum Zwangssystem und der Staat totalitär.“

„Gottlosen“ Antisemitismus nicht dulden

Diese Erkenntnis sei besonders wichtig, wenn Religion zur Rechtfertigung für Unterdrückung oder als Brandbeschleuniger für Gewalt missbraucht werde. Fehrs wies in dem Zusammenhang auf die Rolle des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, im Ukraine-Krieg hin.

Vor dem Hintergrund des Angriffs der Hamas auf Israel verurteilte Fehrs Antisemitismus: „Er fordert unser unmissverständliches Nein. Er ist menschenverachtend. Gottlos. Nicht zu dulden.“ Gleichzeitig rief sie zum Einsatz für Demokratie mit einer Gemeinschaft auf, die sich „entschlossen gegen Rassismus und Terror stellt, wo und wie auch immer.“ Die Bergpredigt sei kein Regierungsprogramm. Sie gebe Orientierung, um immer wieder zum Frieden zu mahnen, der sich nicht allein durch Waffengewalt durchsetzen lasse.