Bertelsmann-Chef: Gute Politik kann AfD auf „harten Kern“ reduzieren

Der Vorstandschef des Bertelsmann-Konzerns, Thomas Rabe, sieht die etablierten Parteien gefordert, die Wahlerfolge der AfD einzudämmen. „Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Politik ihre Probleme, ihre Sorgen und ihre Nöte nicht löst oder versteht. Wenn die Politik gute Lösungen anbietet, kann die AfD wieder auf einen harten Kern reduziert werden“, sagte Rabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Der Medienmanager beklagte eine „überbordende Regulierung“ vor allem infolge von Vorgaben der Europäischen Union (EU) und sprach sich für einen engeren Austausch zwischen Unternehmen und der Politik aus. „Zu groß sollte die Nähe nicht sein, aber ein guter, fundierter Austausch hilft“, sagte er. In Deutschland könnte der Kontakt enger sein, sagte Rabe und nannte die französische Industriepolitik als Vorbild.

Wenn die AfD in Umfragen bei 20 Prozent liege, „dann werden auch einige unserer Mitarbeiter sie unterstützen“. Doch widerspreche das den Werten des Konzerns diametral. „Diese Mitarbeiter sollten sich prüfen, ob sie zu uns und unseren Werten passen“, sagte Rabe und fügt hinzu: „Wenn nicht, würde ich mir jedenfalls überlegen, ob Bertelsmann das richtige Unternehmen für mich ist.“

Der Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann ist nach eigenen Angaben weltweit in rund 50 Ländern tätig. Zum Konzernverbund gehören die RTL Group, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, das Musikunternehmen BMG, der Dienstleister Arvato Group, Bertelsmann Marketing Services, die Bertelsmann Education Group sowie das internationale Fondsnetzwerk Bertelsmann Investments. Mit 85.000 Beschäftigten erzielte das Unternehmen 2022 einen Umsatz von 20,2 Milliarden Euro.