Laut dem Jahresbericht der Berliner Meldestelle Rias gibt es in der Hauptstadt fast sieben antisemitische Vorfälle pro Tag. Die Kirchen und die Zivilgesellschaft fordern nun fünf Schritte für den Schutz jüdischen Lebens.
Vor dem Jahrestag der Novemberpogrome am 9. November fordern die Kirchen sowie zivilgesellschaftliche Bündnisse in Berlin und Brandenburg ein entschlossenes Handeln zum Schutz jüdischen Lebens. Konkret geht es dabei um fünf zentrale Schritte, wie die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Donnerstag in Berlin mitteilte.
So müssten Staat und Kommunen den Schutz jüdischer Einrichtungen dauerhaft sichern und eine konsequente Strafverfolgung antisemitischer Taten gewährleisten. Außerdem bräuchten Schulen verbindliche Inhalte zu jüdischer Geschichte und Gegenwart. Darüber hinaus bedürfe es einer klaren Haltung in Politik und Medien, die Antisemitismus deutlich benennen müssten. Neben dem Aufruf zu mehr Zivilcourage im Alltag plädieren die Kirchen und die Bündnisse für eine größere Förderung von jüdischer Kultur und deren Sichtbarkeit.
“Der 9. November bleibt Mahnung und Erinnerung: Wir stehen an der Seite der Jüdinnen und Juden in diesem Land, wir stehen auf, wo sie bedroht werden, wo man sie beleidigt, angreift, verdrängt oder in Angst setzt”, sagte der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein. “Antisemitismus ist ein Verbrechen und lästert Gott. Es ist unsere Verantwortung, dass die Worte des Hasses nicht wieder mächtig werden in diesem Land.”
Auch der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch rief zum Handeln gegen Antisemitismus auf. “Ausgehend von den Rassegesetzen über die Novemberpogrome bis zu den tätowierten Nummern der KZ-Häftlinge haben die Nationalsozialisten sechs Millionen Jüdinnen und Juden nicht nur das Leben, sondern auch ihre Würde und Einzigartigkeit entrissen”, sagte er. “Das Gedenken daran drängt uns, aufzutreten gegen jede Form von Antisemitismus, überall da, wo jüdisches Leben bedroht, Jüdinnen und Juden ihre Würde geraubt wird und ihr Leben gefährdet ist.”
Die Kirchen, das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin und das Bündnis “Brandenburg zeigt Haltung” erinnerten zudem an den Jahresbericht der Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Rias. Demnach registrierte die Meldestelle 2024 insgesamt 2.521 antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt und somit fast sieben pro Tag.