Berliner Kältehilfe: Kampf gegen Wohnungslosigkeit gescheitert

Bis 2030 wollten Politiker die Obdachlosigkeit beenden. Zum Beginn der Berliner Kältehilfe melden sich die kirchlichen Sozialverbände Diakonie und Caritas zu Wort und fordern Realismus. Das Ziel sei nicht haltbar.

Zum Start der Berliner Kältehilfe am 1. Oktober fordert die Liga der freien Wohlfahrtsverbände in Berlin einen Perspektivwechsel beim Thema Obdachlosigkeit. Das Ziel, die politische Selbstverpflichtung Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden, sei auf Bundes- und und Landesebene gescheitert, kritisierte Diakonie-Direktorin Ursula Schoen am Montag: “Die Lage wird schlimmer und nicht besser. Menschen ohne Obdach werden auf Dauer ganzjährig unser Stadtbild bestimmen.” Die meisten von ihnen würden auf lange Sicht keine Wohnung, keine ausreichende psychiatrische Betreuung, keine ausreichende gesundheitliche Versorgung haben.

Schoen wies darauf hin, dass Berlin im Jahr 2024 mit über 47.000 Personen, die in Wohnheimen, Hostels und Pensionen untergebracht sind, einen “Spitzenwert” erreicht habe. Zudem hänge über dem Kältehilfe-System das “Damoklesschwert” der pauschalen Minderausgaben im aktuellen Haushalt. “Für 2024 konnte nur mit den Summen für das vorherige Jahr geplant werden. Für 2025 drohen drastische Einschnitte.”

Caritas-Direktorin Ulrike Kostka plädierte für die Festlegung von jährlich nachprüfbaren und messbaren Schritten, um Wohnungslosigkeit abzubauen. Ferner wies sie darauf hin, dass zu einem “menschenwürdigen Umgang” auch die Sicherstellung einer medizinischen und psychiatrischen Versorgung “für alle” gehöre. “Sparen wir nicht an der falschen Stelle, sonst bleibt nicht nur die Menschlichkeit auf der Strecke – es entwickeln sich auch hohe Folgekosten”, so Kostka.

Die Berliner Kältehilfe wurde vor rund 30 Jahren ehrenamtlich von Kirchengemeinden gegründet. Dabei engagieren sich Stadtbezirke, Kirchengemeinden sowie Wohlfahrtsverbände und weitere Hilfsorganisationen. Zu ihren Angeboten gehören auch Suppenküchen und Kältebusse, die obdachlose Menschen zu Hilfseinrichtungen fahren.