Berlin zeigt Schau zu Caspar David Friedrichs 250. Geburtstag

Zum Jubiläum des berühmten Malers darf eine Ausstellung in Berlin nicht fehlen. Besitzt doch die Alte Nationalgalerie eine der größten Friedrich-Sammlungen. „Unendliche Landschaften“ versammelt seine berühmtesten Werke.

Manche Gemälde sind so bekannt, dass man kaum glaubt, es gibt sie, wenn man vor ihnen steht. Bei der Ausstellung „Unendliche Landschaften“ mit Werken von Caspar David Friedrich (1774-1840) in der Alten Nationalgalerie in Berlin kann man dieses Phänomen ab Freitag erleben. Zum Beispiel, wenn man vor weltberühmten Bildern wie „Kreidefelsen auf Rügen“, „Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichwald“ steht, welche die Ausstellung besonders schmücken.

Über 60 Gemälde und 50 Zeichnungen Friedrichs sind in der Schau bis zum 4. August zu sehen. Sortiert nach den Themen „Küste“, „Gebirge“ und „Bilderpaare“. War es dem Maler aus Greifswald doch ein besonderes Anliegen, zeitliche Abfolgen darzustellen, wie Kuratorin Birgit Verwiebe erläutert. So kann man beim Bilderpaar „Ausblick ins Elbtal“ und „Hünengrab im Schnee“ nach Gemeinsamkeiten und Veränderungen suchen. Genauso wie bei den Bildern „Der einsame Baum“ und „Mondaufgang am Meer“. Und natürlich auch bei „Abtei im Eichwald“ und „Mönch am Meer“, das einst vom Dramatiker Heinrich von Kleist (1777-1811) gefeiert wurde.

Dabei rührt die besondere Spannung der Bilder von Caspar David Friedrich vermutlich auch daher, dass sie sich allzu einfachen Bedeutungserklärungen entziehen. Der „Mönch am Meer“ wirkt angesichts des facettenreichen Himmels, des Strands und der dunklen See zu klein und zu verloren, um aus dem Bild den fragwürdigen Nektar eines religiösen Katechismus‘ ziehen zu können. Stattdessen deutet sich auf dem Werk schon die Einsamkeit und der Transzendenzverlust des modernen Menschen an. Diese künstlerische Ambivalenz und menschliche Authentizität dürften der Grund sein, wieso Friedrich schon zu Lebzeiten als Künstler gefeiert wurde. Gerade auch in Berlin reüssierte er.

Nach seinem Tod wurde es dann eine Zeit lang ruhig um ihn. Erst die Wiederentdeckung der Malerei Friedrichs mit der legendären „Deutschen Jahrhundertausstellung“ im Jahr 1906 bescherte dem Maler so etwas wie ein posthumes Comeback.

Der Direktor der Alten Nationalgalerie, Ralph Gleis, betont, dass die Anknüpfung an diese legendäre Jahrhundertausstellung sowie der Werkprozess und die Maltechnik des Meisters im Zentrum der aktuellen Ausstellung stünden. Doch könne man sie trotz aller Komplexität auch einfach nur genießen. „Es ist Friedrich pur zu sehen“, sagt Gleis in Abgrenzung zu Caspar David Friedrich-Ausstellungen in Hamburg und Dresden, bei denen aus Anlass seines 250. Geburtstags in diesem Jahr ein Dialog Friedrichs mit alten und modernen Meistern die konzeptionelle Absicht war. Gut kooperiert haben die Museen untereinander aber dennoch, wie Gleis betont.

In der Berliner Sonderausstellung kann man sich nun ohne Ablenkung, aber dafür vermutlich inmitten eines großen Besucherandrangs Caspar David Friedrichs Licht- und Luft-Effekten aussetzen und sich von der Tiefe seiner romantischen Akribie zu philosophischen Reflexionen über Mensch und Vergänglichkeit führen lassen. Denn bei aller sinnlichen Qualität der Werke: die Natur lediglich abzubilden, war nicht Friedrichs Ziel. Ebenso wenig eine Deutschtümelei, die zu gewissen Zeiten in seine Werke hineingelesen wurde. Doch dafür war laut Ralph Gleis der Anspruch des Künstlers viel zu universell. Unendliche Landschaften eben.