Bericht: Kaum Fortschritte bei Selbstbestimmung für Frauen

Nein sagen zu Sex – für rund ein Viertel der Frauen und Mädchen auf der Welt ist das weiterhin fern jeder Realität. Der neue Weltbevölkerungsbericht zeigt: Besonders die ohnehin schon marginalisierten sind betroffen.

Die Möglichkeiten für Mädchen und Frauen, selbst über ihren Körper zu bestimmen, sind in vielen Teilen der Welt zurückgegangen. So sei derzeit fast etwa ein Viertel der Frauen weltweit nicht in der Lage, Nein zu Geschlechtsverkehr zu sagen, heißt es im neuen UN-Weltbevölkerungsbericht. Dessen deutsche Fassung stellten die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) am Mittwoch vor. Jede zehnte Frau kann demnach überdies nicht selbst entscheiden, ob sie beim Sex verhütet oder nicht. Dadurch komme es weiterhin zu zahlreichen ungewollten Schwangerschaften – weltweit im Schnitt jede zweite.

Der diesjährige Bericht greift den Angaben zufolge als Referenz auf die Weltbevölkerungskonferenz in Kairo vor 30 Jahren zurück. Seitdem habe es in Bezug auf die reproduktive Gesundheit von Frauen und Mädchen große Fortschritte gegeben, erklärte die UNFPA-Regionaldirektorin für Osteuropa und Zentralasien, Florence Bauer. So sei die Müttersterblichkeit seitdem etwa um 45 Prozent gesunken, zudem hätten mehr als 160 Länder Gesetze gegen häusliche Gewalt erlassen. „Wir sehen aber heute, dass sich dieser Fortschritt verlangsamt.“

Ein großes Problem sei, dass sich die Situation besonders bei den Mädchen und Frauen verschlechtert habe, die ohnehin schon am meisten benachteiligt und ausgegrenzt würden. Der ungleiche Zugang zu gesundheitlichen Diensten sei etwa innerhalb einzelner Staaten des afrikanischen Kontinents ausgeprägter als im globalen Vergleich der Länder. Auf absehbare Zeit sei es „unwahrscheinlich, dass sich diese Trends ändern“, sagte Bauer. Es brauche deshalb gerade für diese Menschen verstärkte Investitionen in Entwicklungs- und Gesundheitspolitik. Eine stabile Bevölkerungspolitik mit mehr Bildungs- und Chancengleichheit komme letztlich auch der Weltwirtschaft zugute.