AWI-Expertin: Küstensysteme in keinem guten Zustand

Die deutsche Nord- und Ostsee befindet sich in einem schlechten Zustand. Was die Küstensystem belastet.

Die Überfischung belastet das ökologische Gleichgewicht in der Nord- und Ostsee
Die Überfischung belastet das ökologische Gleichgewicht in der Nord- und OstseeImago / blickwinkel

Forschende des Alfred-Wegener-Institutes (AWI) für Polar- und Meeresforschung warnen vor einer zunehmenden Belastung von Nord- und Ostsee. „Die Küstensysteme sind in keinem guten Zustand“, sagte Sabine Horn, AWI-Expertin für die Ökologie der Küsten, bei einer Veranstaltung zum „End of Fish Day“ im Bremer Übersee-Museum. Aktuell gebe es keine Balance zwischen Ökologie und Ressourcen-Nutzung.

Das Bild von der unberührten See stimme schon längst nicht mehr, verdeutlichte Horn, die in der Wattenmeerstation des AWI auf Sylt arbeitet. „Da ist ganz viel los da draußen“, sagte die Wissenschaftlerin.

Nord- und Ostsee stehen unter Stress

Konflikte entstünden beispielsweise aufgrund unterschiedlicher und zunehmender Nutzungsinteressen wie Schifffahrt, Offshore-Windenergie, Rohstoffgewinnung, Erholung und Fischerei. Dazu belasteten Meeresverschmutzung und Klimawandel das System. Mit Blick auf die schwierige Lage der Küstenfischerei ergänzte sie: „Wenn wir fischen wollen, brauchen wir ein intaktes Ökosystem, sonst geht es nicht.“

Uwe Sturm vom Arbeitskreis Fischerei an der Kieler Förde sagte, die Lage der handwerklichen und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Küstenfischerei in Schleswig-Holstein sei unter anderem durch die industrielle Fischerei schlechter geworden. So seien 1990 von Schleswig-Holstein aus noch 209 Kutter in der Ostsee unterwegs gewesen, jetzt seien es nur noch 80: „Es geht immer weiter bergab.“ Mit Initiativen wie dem Portal „Fisch vom Kutter“ versuche der Arbeitskreis gegenzusteuern.

„End of Fish Day“ früher denn je

Der 29. Februar markierte Umwelt- und Meeresschützern zufolge in diesem Jahr den „End of Fish Day“: Rechnerisch hat Deutschland zu diesem Stichtag die eigenen Fischreserven erschöpft und ist auf Importe angewiesen – in diesem Jahr früher denn je. 2019 datierte der „End of Fish Day“ noch fünf Wochen später auf dem 5. April. 2024 liege in Deutschland der Selbstversorgungsgrad mit Fisch und Fischerzeugnissen bei nur noch 16 Prozent, hieß es. Die Berechnungen fußen auf aktuellen Daten des Bundesinstituts für Landwirtschaft und Ernährung.