Landes-Pilotprojekt zu Geisternetzen startet in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist im September das bundesweit zweite Pilotprojekt zur Bergung von Geisternetzen gestartet. Der World Wide Fund for Nature (WWF) wird die Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen in der Ostsee durchführen und dabei mit der Fischerei und den Behörden eng zusammenarbeiten, wie der WWF am Montag in Hamburg mitteilte. Als Geisternetze werden herrenlose Fischernetze bezeichnet, die teils jahrzehntelang im Wasser treiben können oder am Meeresboden liegen. Das Projekt „Verlorene Fischernetze Schleswig-Holstein“ laufe für zwei Jahre und werde vom Land Schleswig-Holstein mit 260.000 Euro gefördert, hieß es.

Geisternetze bestehen aus Kunststoff und können laut WWF etwa 30 bis 50 Prozent des Plastikmülls in den Meeren ausmachen. Oft würden die herrenlosen Netze zur tödlichen Falle für Seevögel, Fische oder Meeressäuger. Indem Geisternetze aus dem Wasser entfernt werden, lasse sich verhindern, dass sie zu Mikroplastik zerfasern und sich so Kunststoffe in der Nahrungskette anreichern.

Mit der vom WWF entwickelten Sonarsuche würden die Netze in Küstenfischereigebieten ausfindig gemacht, um sie anschließend zu bergen und zu entsorgen. Unterstützung komme von Fischereibetrieben mit ihren Kuttern. „Es ist wichtig, die Fischerei einzubinden. Die Fischer kennen ihr Revier und sind eine wertvolle Unterstützung für das Projekt“, sagt Finn Viehberg, Leiter des WWF-Büros Ostsee.

Die Empfehlungen aus dem Pilotprojekt sollen zu einer langfristigen Lösung für das Problem verlorener Fischernetze führen. Klare Regelungen könnten Fischereibetriebe auch dazu motivieren, Netzverluste durch Unfälle auf See zu melden, damit eine zeitnahe Bergung möglich sei. Ziel des WWF ist es nach eigenen Angaben, dass Schleswig-Holstein und die anderen Küstenländer die Such- und Bergungseinsätze in Zusammenarbeit mit den Fischereien in Zukunft selbst durchführen.

Seit 2013 entwickelt und erprobt der WWF verschiedene Methoden zur Suche und Bergung von Geisternetzen. Mehr als 26 Tonnen Schlepp- und Stellnetze konnte die Umweltschutzorganisation seit 2015 aus der Ostsee bergen. Dafür hat der WWF eigenen Angaben zufolge bisher über 1,5 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in die Entwicklung und Erprobung investiert.