WWF-Fischratgeber: Ostseefisch nicht empfehlenswert

Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland rät vom Kauf von Ostseefischen gänzlich ab. Die neue Ausgabe des Einkaufsleitfadens für nachhaltigen Konsum von Fisch und Meeresfrüchten spiegele den besorgniserregend schlechten Zustand bei den Fischarten aus der Ostsee wider, teilte der WWF am Donnerstag in Hamburg mit. Von Hering aus der zentralen Ostsee sollten Kundinnen und Kunden demnach die Finger lassen, Sprotte sei nur noch „zweite Wahl“, da ihre Überfischung nicht gestoppt wurde. Ostseedorsch, dessen relevante Bestände kollabiert sind, listet der WWF-Fischratgeber weiterhin rot.

„Die aktuellen Entwicklungen in der Ostsee sind alarmierend“, sagte Philipp Kanstinger, Fischereiexperte beim WWF Deutschland. Die Bestände von Hering und Dorsch, die zu den häufigsten Speisefischarten gehören, seien in „dramatisch schlechtem Zustand“.

Besonders tragisch sei, dass die industrielle Hauptfischerei auf Sprotte und Hering maßgeblich zur Überfischung beigetragen habe. Sie diene größtenteils der Produktion von Tierfutter, insbesondere für die Lachszucht. „Dieser für die Ernährung und die Kleinfischer so wertvolle Fisch wird mit Fabrikschiffen abgefischt, um in der Aquakultur verramscht zu werden“, erklärte Kanstinger. Darüber hinaus würden Fische unter dem schlechten Allgemeinzustand der Ostsee leiden, die vom Düngemitteleintrag aus der Landwirtschaft und der Klimakrise stark belastet sei.

Im neuen Fischratgeber gebe es zudem keinen Kabeljau mehr, den der WWF als gute Wahl empfiehlt. Der in der Nordostarktis mit Grundschleppnetzen gefangene Kabeljau, der auf dem deutschen Markt hauptsächlich angeboten werde, sei wegen erhöhten Beifangs einer bedrohten Art in die rote Kategorie abgerutscht. Zudem würden die Netze den Meeresboden mit seinen Korallengärten und Schwammwäldern zerstören.

Grundsätzlich gehören laut WWF-Ratgeber der vom Aussterben bedrohte Aal, Granatbarsch, Rochen und Hai, der oft als Schillerlocke angeboten wird, gar nicht auf den Teller. Uneingeschränkt zu empfehlen seien dagegen Karpfen und Forelle aus Bio-Zucht. Auch gegen Austern aus Hänge- und Pfahlkulturen sowie Bodenkulturen sei nichts einzuwenden.

„Bei Wildfisch können wir immer weniger Empfehlungen aussprechen. Es kommt immer darauf an, wo und wie der Fisch gefangen wurde“, sagte Kanstinger. Seelachs aus der Nordostarktis, der mit Ringwaden gefangen werde, sei eine gute Wahl. Wer Lachs essen möchte, greife am besten auf Wildlachs aus Alaska zurück. Kanstinger: „Fisch-Fans können darauf achten, keinen Fisch zu kaufen, der mit Grundschleppnetzen gefangen wurde.“ Die Fangmethode sei laut EU-Gesetzgebung auf der Verpackung angegeben.