Autor Oschmann: „Alles passiert schneller im Osten“

Vor einem Jahr gelang dem Leipziger Germanistik-Professor Dirk Oschmann mit „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ ein Bestseller. Jetzt erklärt er, warum die AfD im Osten leichter verfängt.

Inflation, Ukraine-Krieg und Stadt-Land-Unterschiede sind aus Sicht des Autors Dirk Oschmann in Ostdeutschland intensiver spürbar als in Westdeutschland. „Der Stadt-Land-Unterschied ist im Osten größer. Die AfD ist auch deshalb im Osten so stark, weil sich hier die sozialen Probleme und Ungerechtigkeiten schärfer geltend machen“, sagte der Leipziger Germanistik-Professor am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Alles passiert schneller und eher im Osten.“

Er warnt davor, AfD-Wähler generell als „Nazis“ einzustufen. Die Mehrheit wähle die Partei lediglich aus Enttäuschung über die etablierten Parteien. „Man würde auf jeden Fall fehlgehen, die gesamte Wählerschaft der AfD den Nazis zuzurechnen. Das sind vielleicht 10 bis 15 Prozent“, so Oschmann. Viele der anderen seien von der Politik der vergangenen Jahre enttäuscht und entschieden sich eher aus Protest für die AfD. „Diese Menschen müssen mit guter Politik wieder erreicht werden.“

Oschmanns Buch „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“, in dem er auf immer noch bestehende Ungleichheiten zwischen Ost und West eingeht, war 2023 eines der meistverkauften Sachbücher.