Ausstellung zu Caspar David Friedrich in Hamburg

Eine Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle bildet den Auftakt zum bundesweiten Caspar-David-Friedrich-Festival. Unter dem Titel „Kunst für eine neue Zeit“ setzt sie Friedrichs Schaffen auch in Bezug zur Klimakrise.

Er gilt als Ikone der deutschen Romantik. Seine Bilder „Der Wanderer über dem Nebelmeer“, „Das Eismeer“ und „Kreidefelsen auf Rügen“ sind vielen bekannt. Caspar David Friedrich gilt zweifellos als einer der bedeutendsten Landschaftsmaler. Sein Geburtstag, der sich im kommenden Jahr zum 250. Mal jährt, wird bundesweit mit drei großen Ausstellungen gefeiert. Die erste davon ist von Freitag an bis 1. April in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.

Friedrich, der zu Lebzeiten vielfach verkannt wurde und als Sonderling galt, wurde 1774 in Greifswald geboren. Nach einem Studium in Kopenhagen zog er nach Dresden, wo er eine Familie gründete. Viele seiner Motive entdeckte er bei Wanderungen im Dresdener Umland. Nach seinem Tod 1840 gerieten seine Werke zunächst in Vergessenheit. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie wiederentdeckt. Zu ihren grundlegenden Themen zählt das Verhältnis von Mensch und Natur.

„Die Ausstellung ist eine Einladung, zu reflektieren, wie wir uns als Menschen zu unserer Umgebung und unserer Natur verhalten“, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. In Zeiten der Klimakrise eröffne sich ein neuer Blickwinkel auf das Werk eines der bedeutendsten deutschen Maler.

Unter dem bewusst doppeldeutig gewählten Titel „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“ befasst sich die Schau sowohl mit der Zeit, die mit der Malerei Friedrichs anbrach, als auch mit der heutigen Zeit und ihrer Perspektive auf den Künstler.

Im ersten Teil durchläuft der Besucher die Schaffensperioden des Malers – von ersten Zeichnungen über die oben schon erwähnten berühmten Bilder bis hin zu seinem Spätwerk. Insgesamt sind mehr als 60 Gemälde und rund 100 Zeichnungen Friedrichs zu sehen. Ergänzend werden ausgewählte Arbeiten von Freunden des Künstlers präsentiert, die Friedrich als Vorlage dienten oder seine Werke zitieren.

Zu den Schwergewichten in der Schau, die aus Museen in ganz Deutschland und der Schweiz nach Hamburg gebracht wurden, zählt auch das Ölgemälde „Der Watzmann“. „Man kann gar nicht mehr nachvollziehen, wie verstörend dieses Bild auf seine Zeitgenossen gewirkt haben muss“, erklärte Kurator Markus Bertsch. Im Unterschied zu anderen Bildern damaliger Künstler zeige es keine Menschen, keine Tiere und keine Gebäude. Es spiegele die völlige Einsamkeit des Betrachters wider.

Hinzu komme: Friedrich sei nie am Watzmann gewesen. Er habe sich an Aquarellen eines Freundes sowie an eigenen Eindrücken bei Wanderungen durch den Harz orientiert. Das Vorgehen sei typisch für ihn, die Dinge weder aus eigener Anschauung zu malen noch naturgetreu abzubilden, sondern ganz bewusst zu komponieren.

Ein zweiter Teil ist Friedrichs Rezeption in der zeitgenössischen Kunst gewidmet. Ein Foto zeigt eine Frau, die vor dem Bild „Das Eismeer“ sitzt. Neben ihr liegen Plastikflaschen, die in Hamburger Gewässern gefunden wurden. Auf einem Druck ist ein Mann zu sehen, der mit einem Bunsenbrenner einen Eisberg schmelzt.

Den Abschluss der Schau bildet ein Bild von Kehinde Wiley, einem US-amerikanischen Künstler mit afrikanischen Wurzeln. Er hat Friedrichs „Wanderer“ durch einen schwarzen Mann mit Rasterlocken ersetzt, der über die neblige Gebirgslandschaft blickt. Damit will er kritisieren, dass schwarze Menschen in Friedrichs Werk wie in der gesamten westlichen Kunst weitgehend fehlen. Es hängt in der Dauerausstellung der Kunsthalle – umgeben von Gemälden westlicher Künstler des 19. Jahrhunderts.

Auf Hamburg folgen im nächsten Jahr zwei weitere große Präsentationen in Berlin und Dresden. Sie tragen die Titel „Unendliche Landschaften“ und „Wo alles begann“ und setzen damit eigene thematische Schwerpunkte. „Die Friedrich-Interessierten sollten sich auf die Reise durch die Republik machen“, empfahl Kurator Bertsch. Alle drei Ausstellungen stehen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

International ist Caspar David Friedrich bislang weitgehend unbekannt. Das könnte sich kurz nach seinem runden Geburtstag jedoch ändern. Das Metropolitan Museum of Art in New York will im Frühjahr 2025 den deutschen Superstar erstmals mit einer Schau würdigen.