Aufruf an Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen

Rendsburg / Kiel. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und das Diakonische Werk Schleswig-Holstein wollen Land und Kommunen bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen noch stärker unterstützen. Dazu haben heute Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) und Landespastor Heiko Naß an alle Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen in Schleswig-Holstein einen Aufruf verschickt.

Hintergrund ist die Situation in den schleswig-holsteinischen Erstaufnahmestellen und Gemeinschaftsunterkünften, die angesichts stetig steigender Flüchtlingszahlen überlastet sind. Aus diesem Anlass hatte sich das Bundesinnenministerium am Wochenende mit der Bitte um Hilfe an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gewandt.
In dem Schreiben bedanken sich Bischof Magaard und Landespastor Naß ausdrücklich bei Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen für das bereits bestehende Engagement. „Schon jetzt tragen die Kirchengemeinden, Kirchenkreise und diakonischen Einrichtungen durch ein überwältigendes ehren- und hauptamtliches Engagement zu einer großen Willkommenskultur in unserem Land bei", heißt es in dem Brief. „Die Aufnahme von Flüchtlingen ist tief verwurzelt in unserem christlichen Glauben."
Zugleich mögen Gemeinden und Einrichtungen prüfen, ob sie noch ungenutzte Möglichkeiten haben und einen weiteren Beitrag zur Lösung der schwierigen Situation leisten können. So könnten Patenschaften für Familien oder kleine Gruppen von Flüchtlingen übernommen werden, mit dem Ziel, eine Wohnung zu finden und die Flüchtlinge weiter zu betreuen. Aber auch Räume oder ganze Gebäude werden für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt. Außerdem werden freie Flächen für die Einrichtung von Gemeinschaftsunterkünften gesucht.

„Angesichts überfüllter Containerdörfer und Gemeinschaftsunterkünfte ist eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen im Augenblick eine der dringendsten Aufgaben. Es gestaltet sich zunehmend schwierig, grundlegende Standards zur Unterbringung einzuhalten. Die bevorstehende kalte Jahreszeit wird die Lage weiter verschärfen. Daher sind zusätzliche und angemessene Unterkünfte dringend nötig", heißt es in dem Brief.

In Schleswig-Holstein engagieren sich mehr als 150 Kirchengemeinden in der Flüchtlingsarbeit. Ehrenamtliche bieten Sprachunterricht und Dolmetscherdienste an, sie begleiten Flüchtlinge bei Ämtergängen oder helfen bei der Kinderbetreuung. Die Nordkirche hat 3,25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit Flüchtlingsbeauftragte in allen 13 Kirchenkreisen die ehrenamtliche Arbeit unterstützen und koordinieren können. Unter dem Dach der Diakonie arbeiten in Schleswig-Holstein 32 Migrationsfachstellen. Dort erhalten Zuwanderer Antworten auf rechtliche und soziale Fragen. Die Fachstellen sind aber auch Ansprechpartner für Ehrenamtliche.