Auf Gott vertrauen und Herausforderungen annehmen

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück

Die Vorsitzende Angelika Waldheuer (links) und die Leitende Pfarrerin Birgit Reiche sind sich einig: „Dieses Jahr hat uns deutlich herausgefordert.“
Die Vorsitzende Angelika Waldheuer (links) und die Leitende Pfarrerin Birgit Reiche sind sich einig: „Dieses Jahr hat uns deutlich herausgefordert.“Frauenhilfe

Soest. „Was für ein Jahr!“ Die Vorsitzende Angelika Waldheuer und die Leitende Pfarrerin Birgit Reiche sind sich einig: „Dieses Jahr hat uns deutlich herausgefordert.“ Die beiden Leitenden der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) haben sich zusammengesetzt, um auf das zu Ende gehende Jahr zurückzublicken.

Krisen in vielen Teilen der Welt

„Krisen, Kriege und Gewalt nehmen in allen Teilen der Welt zu, ob in Russland, Myanmar oder Afghanistan – und selbst in Deutschland, wo die Aggressivität gegenüber Andersgläubigen, Minderheiten oder Autoritäten enttabuisiert zu sein scheint“, erklärt Birgit Reiche. „Daher haben wir in diesem Jahr verstärkt Aktionen und Kampagnen gegen Menschenrechtsverletzungen, für Frieden und Gerechtigkeit auf den Weg gebracht oder unterstützt. Demzufolge haben wir uns mit anderen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Initiativen und Organisationen noch stärker vernetzt“, fügt Angelika Waldheuer hinzu.

Als Teil von Zivilgesellschaft und Kirche erschüttern und treffen den Frauenverband die Krisen dieser Zeit mit Corona, Kriegen, Klimawandel, Energiekrisen und Preisexplosionen deutlich. Pfarrerin Reiche führt dazu aus: „Als Verein mit diakonischen Arbeitsbereichen für von Gewalt betroffene Frauen, Menschen mit Behinderungen, Prostituierten und Pflegebedürftigen zum einen und mit Mitgliedern in Gruppen, die zur Generation 60plus gehören, zum anderen, und drittens als traditionsreicher Frauenverband haben wir uns mit Mehrfachdiskriminierungen und -stigmatisierungen als Betroffene auseinanderzusetzen und die Stimme zu erheben.“

Kampagnen von Frauen in evangelischen Gemeinden

Die monatlichen Friedensgebete wegen des Krieges in der Ukraine seit Februar, die Aufklärung über die Gefahr des Menschenhandels auf der Flucht, Aufrufe gegen Sexismus und sexuelle Belästigung, gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Prostituierten, gegen rechte Gesinnung waren Teil der Aktivitäten. Aufrufe für eine größere Repräsentanz von Frauen in den Führungsebenen, für eine verbesserte reproduktive und sexuelle Gesundheit in Nordrhein-Westfalen, für die Selbstbestimmung transgeschlechtlicher Menschen, für Parität,für die Beendigung der Gewalt gegen Frauen und für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer waren ein anderer Teil.

All diese Kampagnen wurden von Frauen in den evangelischen Gemeinden und von Menschen in den diakonischen Arbeitsbereichen der EFHiW mit aufgegriffen und weitergeführt. So wurden Gespräche mit Landtagskandidatinnen in Ostwestfalen, im Münsterland, im Ruhrgebiet und in Südwestfalen geführt und mit den Forderungen des Verbandes an die Landespolitik verknüpft.

Aufklärung, Aufrufe und Forderungen

„Demokratie ist wichtig – und dafür sind Aufklärung, Aufrufe und Forderungen bedeutsam“, ist sich Reiche sicher. „Die Energiekrise und die enormen Preissteigerungen führen zu Verunsicherung und zu schwierigen Lebenssituationen für viele Menschen“, setzt Waldheuer hinzu: „Einkommen, Löhne und Renten reichen aufgrund der Kostenspirale nicht mehr, um Lebensmittel in ausreichender Weise zu finanzieren. Die ,Tafel‘ kann weder personell noch durch Lebensmittel diese Situation entschärfen. Für eine Eindämmung der Lebensmittelverschwendung müssen gerade wegen der Verschärfung der Situation jetzt politische und rechtliche Stellschrauben gedreht werden.“ Darauf habe der Verband bereits im September hingewiesen.

Der Zeit mutig entgegengehen

Digitalisierungsschub, Energieverknappung, Preissteigerungen, gesetzliche Veränderungen in der Alten- und Behindertenhilfe, Personalakquise und das Erschöpfungssyndrom bei den Menschen – alles sei gleichzeitig zu managen. „Es ist eine herausfordernde Zeit und für vieles bleibt nur wenig Zeit, um die notwendigen Veränderungen anzustoßen“, sind sich Angelika Waldheuer und Birgit Reiche einig. „Dennoch müssen wir den Herausforderungen der Zeit mutig entgegengehen und auf Gott vertrauen.“