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Appelle nach Angriff auf Synagoge in England – auch in Deutschland

Der Angriff auf eine Synagoge nahe Manchester schockiert Europa. Der syrischstämmige Täter wurde erschossen. Auch britische Muslime sind entsetzt über die tödliche Gewalt. Juden in Deutschland fordern Solidarität.

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Synagoge bei Manchester rufen Politiker und Religionsvertreter zu Solidarität mit den Juden in Großbritannien auf. In ihrer ersten Rede nach ihrer Ernennung zur Erzbischöfin von Canterbury am Freitag ging die Anglikanerin Sarah Mullally auf die Bluttat ein. Die Kirche habe die Verantwortung, “ein Volk zu sein, das an der Seite der jüdischen Gemeinschaft gegen Antisemitismus in all seinen Formen steht”, so die bisherige Bischöfin von London und künftige oberste Geistliche der Kirche von England.

Kardinal Vincent Nichols, Primas der Katholiken in England und Wales, bezeichnete die Tat als “unmenschlich und Ausdruck eines absoluten Hasses, der in diesem Land nicht toleriert werden darf”. Der Erzbischof von Westminster und Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte die enge Verbindung von Christen und Juden im Glauben und sicherte der jüdischen Gemeinde Solidarität und Gebete zu.

Der Moscheerat von Manchester unterstrich, jeder Versuch, “uns durch Gewalt oder Hass zu spalten, wird scheitern”. Der Rat, der rund 50 Moscheen im Stadtgebiet vertritt, sei schockiert und traurig über die Tat. “Unsere Gedanken und Gebete sind in dieser erschütternden Zeit bei den Opfern, ihren Angehörigen und der jüdischen Gemeinschaft.” Oberimam Allama Qamaruzzaman Azmi sagte, die Muslime seien weiterhin entschlossen, die Bindung zu ihren jüdischen Nachbarn zu pflegen, “trotz aller Versuche, Spaltung zu säen”.

Am Donnerstag hatte der britische Premierminister Keir Starmer bereits entsetzt reagiert: “Die Tatsache, dass dies an Jom Kippur geschah, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer.” Großbritannien müsse den wieder wachsenden Hass auf Juden “einmal mehr besiegen”, mahnte der Regierungschef. Am Freitagmorgen besuchte er zudem den Ort des Anschlags in Crumpsall bei Manchester.

Der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis verurteilte eine “Welle des Hasses gegen Juden” im Zuge der Proteste gegen den Gaza-Krieg. Eine “ungerechtfertigte Dämonisierung Israels” nähre die antijüdische Stimmung in Großbritannien und fördere Extremismus.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland mahnte zur Solidarität mit allen Juden in Großbritannien. Der Anschlag “erfüllt uns mit tiefer Trauer und Bestürzung”, erklärte Präsident Josef Schuster: “Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Verletzten.” Dass Menschen am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur angegriffen wurden, mache die Tat umso erschütternder.

Für die Konferenz Europäischer Rabbiner sagte deren Präsident, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt: “Es muss mehr getan werden, um mörderische Ideologien auszumerzen. Regierungen weltweit sollten uns die immer gleichen Bekenntnisse zum Kampf gegen Antisemitismus ersparen und stattdessen endlich dafür sorgen, dass Juden sicher sind.”

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich erschüttert. “Die Festnahme von mutmaßlichen Hamas-Terroristen in Berlin und der Anschlag auf die Synagoge in Manchester am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zeigen uns, wie akut und konkret jüdisches Leben in Europa derzeit bedroht ist”, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Bei dem bewaffneten Angriff auf die Synagoge in Crumpsall bei Manchester wurden am Donnerstagmorgen zwei Menschen getötet und drei schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde von der Polizei erschossen, die von einer Terrortat sprach. Die genaueren Hintergründe sind noch unklar. Nach Angaben der Polizei fuhr der Angreifer zunächst mit dem Auto in eine Menschenmenge vor der Synagoge und griff danach mit einem Messer an.

Die Polizei berichtete später, bei dem Angreifer handele es sich vermutlich um einen 35 Jahre alten britischen Staatsbürger mit syrischen Wurzeln. Außerdem habe man drei Menschen wegen des Verdachts der Durchführung, Vorbereitung und Anstiftung zu terroristischen Handlungen festgenommen. Es gebe aber noch keine weiteren Erkenntnisse über eine Terrorzelle, teilte das britische Innenministerium am Freitag mit.