Appelle für Frieden und gegen Judenhass zu Weihnachten

Die Angriffe auf Juden hierzulande stehen bei vielen Weihnachtsbotschaften leitender Geistlicher im Zentrum. Kirsten Fehrs mahnt, Christen dürften nie vergessen, dass Jesus Jude war.

Israel-Fahne bei der Demostration in Berlin am 22. Oktober (Symbolbild)
Israel-Fahne bei der Demostration in Berlin am 22. Oktober (Symbolbild)Katharina Körting

Die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat zu Weihnachten ein klares Bekenntnis gegen Antisemitismus gefordert. „Nie dürfen wir vergessen, dass dieses lichte Krippenkind in Bethlehem ein jüdisches ist. Aus ihm heraus ist das Christentum erwachsen“, forderte die Hamburger Bischöfin und verband ihre in Hannover veröffentlichte Weihnachtsbotschaft mit dem Appell „Nie wieder Antisemitismus“. An Weihnachten feiern Christen in aller Welt die Geburt Jesu, die nach biblischer Überlieferung vor mehr als 2.000 Jahren in Bethlehem stattfand.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland rief dazu auf, gemeinsam gegen die Dunkelheit der Welt anzustehen und mit großer Hoffnung auf Licht und Frieden zusammen in das kommende Jahr zu gehen. In einer veröffentlichten Mitteilung erinnerten die Rabbiner an den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und an den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Diesen Entwicklungen müsse man mit klarer Haltung, Verantwortung und Zusammenhalt entgegenstehen. „Die in diesen Tagen gefeierte Stimme der Hoffnung, des Friedens und der Toleranz darf in uns niemals erlöschen, wie das ewige Licht in unseren Gotteshäusern“, hieß es.

Ditib: gemeinsam „für eine gerechte und dauerhaft friedliche Welt“

Der türkisch-islamische Gemeindeverband Ditib appellierte in seiner Grußbotschaft zu Weihnachten an alle Menschen, gemeinsam „für eine gerechte und dauerhaft friedliche Welt“ einzutreten. „Den Frieden können wir erst dann als unseren eigenen betrachten, wenn er von allen Menschen erfahren werden kann“, hieß es in der Mitteilung.

Papst Franziskus sandte den Kurienkardinal Konrad Krajewski nach Israel. Laut Mitteilung des Vatikans soll der Almosenmeister in der Weihnachtszeit zusammen mit dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, vor Ort für den Frieden beten. Der Papst nehme auf diese Weise seine Anteilnahme am Leid derer wahr, „die persönlich die Folgen des Krieges erfahren“, hieß es.

Deutsche Bischofskonferenz: Existenzrecht Israels dürfe keinesfalls infrage gestellt werden

Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Michael Gerber, sagte dem Deutschlandfunk, das Existenzrecht Israels dürfe keinesfalls infrage gestellt werden. Es gehe dabei auch um die Existenz des Judentums an sich, Jüdinnen und Juden hätten das Recht, in Israel einen eigenen Staat zu haben. Der Fuldaer Bischof fügte hinzu, das Christentum könne sich nicht ohne seinen Bezug zum Judentum verstehen.

Fehrs sagte, sie blicke sorgenvoll nach Israel und nach Bethlehem im Westjordanland. „Wie mag es den Kindern dort gehen? Was wird mit ihnen, die gerade jetzt in Bethlehem geboren werden? Wie furchtbar war die Erfahrung für die israelischen Kinder, die in Kellern und Tunneln von Hamas-Terroristen gefangen gehalten wurden? Und: Wer versorgt die Kleinen im Gazastreifen mit sauberem Wasser, Brot, Medizin?“, fragte sie. Jeder moderne Krieg sei eine humanitäre Katastrophe, unter der vor allem die Zivilbevölkerung leide.

Volker Jung richtet Blick besonders auf Kinder

Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche, Ulf Schlüter, unterstrich angesichts der aktuellen Krisen die Hoffnung der Weihnachtsbotschaft. „Über der heillosen Welt der Krisen und Katastrophen“ stehe der Stern von Bethlehem, erklärte der Präses-Vertreter in seiner am Freitag in Bielefeld veröffentlichten Videobotschaft. Gott lasse die Welt und die Menschen „keineswegs zum Teufel gehen“. Das Zeichen der himmlischen Liebe sei menschgeworden für die Menschen und die Welt.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sagte, er schaue besonders auf Kinder, die mit Krieg, Elend und Not konfrontiert seien. „Es ist entsetzlich, wie Menschen – und besonders die Kinder – in den Kriegen dieser Welt leiden – in der Ukraine, in Israel und Palästina und anderswo.“