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Plakat im Schaufenster: Israelischer Politiker will gegen Flensburger klagen

Ein Hausverbot für Juden in einem Flensburger Laden sorgt weiter für Empörung. Jetzt kündigt Israels Oppositionsführer gerichtliche Schritte an, ein ehemaliger Bischof ist entsetzt.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid kündigt rechtliche Schritte gegen einen Flensburger an, der ein antisemitisches Schaufensterplakat aufgehängt hatte
Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid kündigt rechtliche Schritte gegen einen Flensburger an, der ein antisemitisches Schaufensterplakat aufgehängt hatteImago / Middle East Images

Nach einem judenfeindlichen Schaufensteraushang in Flensburg hat der israelische Oppositionsführer Jair Lapid dem Ladeninhaber juristisch gedroht. Er werde ihn “auf jeden Cent verklagen, den er besitzt”, schreibt Lapid, Vorsitzender der liberalen Zentrumspartei “Jesch Atid”, im Online-Dienst “X”. Er fügte hinzu: “Die Juden werden nicht mehr schweigen.”

Der Zettel mit der Aufschrift “Juden haben hier Hausverbot! Nichts persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen” war nach Medienberichten in einem Flensburger Geschäft aufgetaucht und hatte für Empörung gesorgt. Im Zuge eines Polizeieinsatzes war das Plakat entfernt worden, die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Ehemaliger Minister klagt gegen Plakat im Schaufenster

Lapid kündigte sein Vorgehen “im Namen von Tomislav Lempl, einem jüdischen Kind aus dem Ghetto” an. Es handelt sich um Lapids Vater (1931-2008), geboren im damals jugoslawischen Novi Sad. Unter den Nationalsozialisten wurde er in das Ghetto von Budapest deportiert. Nach Übersiedlung nach Israel und Heirat nahm er den Namen Joseph Lapid an und schlug eine Laufbahn als Journalist ein. Unter anderem berichtete er über den Prozess gegen Adolf Eichmann, einen der Hauptverantwortlichen der NS-Judenvernichtung.

Später zog Joseph Lapid ins israelische Parlament ein und diente zeitweise als Justizminister; er war der letzte Holocaust-Überlebende in der Knesset. 2004 löste er eine Kontroverse aus, als er nach einem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen erklärte, das Bild einer alten Palästinenserin in den Trümmern ihres Hauses erinnere ihn “an meine Großmutter im Holocaust”.

Antisemitismusbeauftragter sieht neue Eskalationsstufe

Der schleswig-holsteinische Antisemitismusbeauftragte Gerhard Ulrich sieht in dem judenfeindlichen Plakat eine neue Eskalationsstufe. „Dieses Schild in diesem Laden ist ein widerliches, entsetzliches Zeichen für das, was in unserer Gesellschaft gerade los ist“, sagte der evangelische Altbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zivilgesellschaft müsse endlich aufstehen und sich empören gegen den Judenhass, der sich in Deutschland Bahn breche.

Die antisemitischen Vorfälle in Schleswig-Holstein hätten sich mit 588 Fällen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 nahezu verfünffacht. Die Politik tue alles, um Antisemitismus vehement zu begegnen, mit Runden Tischen, Aktionsplänen und guten Beziehungen zu den jüdischen Landesverbänden. „Doch die Gesellschaft schweigt, dabei entwickelt sie sich weg von der Demokratie. Was sollen wir denn noch machen und sagen, damit die Menschen endlich gegen Antisemitismus demonstrieren?“, fragte Ulrich.

Auch die Kirche sei in der Pflicht, auf der Straße, auf der Kanzel und in Gesprächen mit Menschen deutlich ihre Stimme zu erheben. „Wir als Kirche haben die Möglichkeit, die Menschen dazu zu ermutigen, diese Entwicklung nicht einfach hinzunehmen“, sagte Ulrich, der bis 2019 Bischof der Nordkirche war.