Alte Orgel in jungen Händen

In vielen Kirchen in MV fehlen Organisten. In Kuppertin ist das anders. Dort sitzt ein 19-Jähriger an der Orgel, der aber schon erfahren ist.

Der Kuppentiner Felix Krachenfels mit seinem Lehrer, Kantor Fritz Abs, an der Orgel in Lübz
Der Kuppentiner Felix Krachenfels mit seinem Lehrer, Kantor Fritz Abs, an der Orgel in LübzMona Laudan

Kuppentin. Wer die Kirche in Kuppentin zur „richtigen“ Zeit besucht, bekommt ein kleines Privatkonzert geboten. Dann sitzt der junge Organist Felix Krachenfels an der alten Orgel und übt. Der junge Mann zählt mal gerade 18 Jahre, hat sein Abitur frisch in der Tasche und mit Bravour während der Abiturprüfungen auch noch die D-Prüfung für Organisten absolviert.

Felix kommt aus Kuppentin, hat nur einige Minuten zu Fuß zur Kirche – wer kann schon von sich behaupten, eine Orgel mitsamt Kirche für sich allein zum Üben zu haben? Er bekommt seit zehn Jahren Orgelunterricht bei dem Parchimer Kantor Fritz Abs. Als Felix Krachenfels acht Jahre alt war, hat ihn seine Patentante mitgenommen zu einer Orgelwerkstatt in die Georgenkirche in Parchim. Dort durfte er neben Kantor Abs auf der Orgelbank sitzen. Damals äußerte er den Wunsch, Orgel spielen zu lernen und Kantor Abs nahm ihn als Schüler an.

Durch die große Spende eines inzwischen verstorbenen Fördervereinsmitgliedes konnte die damals unspielbare Orgel gerettet werden – und so kam es, dass Felix Krachenfels ein Instrument zum Üben hatte.

Kantor geht in Ruhestand

Kantor Abs wird im Herbst in den Ruhestand gehen. Nach Kuppentin kann er mit Ruhe und Stolz blicken: Dort hat er sein Feld bestellt und einen jungen Organisten herangezogen.

Am Freitag, 19. Juli, um 18 wird Felix Krachenfels zu Beginn der jährlichen Mitgliederversammlung des Fördervereins Kirche Kuppentin an der Orgel in Kuppentin in einem Konzert zu hören sein. Er wird einen Querschnitt durch die Orgelliteratur bieten. Von Frescobaldi über Johann Sebastian Bach, der natürlich nicht fehlen darf, über Pachelbel, bis hin zu neueren Komponisten wie Krieger, Micheelsen und Kabalewski. Dazwischen eingestreut wird er Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch spielen, die zu seinem Repertoire für die sonntäglichen Gottesdienste gehören.

Der Förderverein hat zurzeit 65 Mitglieder und ist mit viel Durchhaltevermögen, Zähigkeit und Idealismus seit 24 Jahren tätig. Ihm ist die Rettung der alten, einsturzgefährdeten Kirche zu verdanken.

Zum Studium nach Wismar

Leider sind es immer weniger Mitglieder, die Jahr für Jahr die Fahrt teilweise aus ganz Deutschland nach Kuppentin auf sich nehmen. Und jünger werden sie auch nicht. So suchen die Mitglieder des Fördervereins auch dieses Jahr wieder nach neuen Mitgliedern, die sich der Kirche annehmen und ihr auch weiterhin eine Zukunft geben wollen.

Es hat etwas Reizvolles, vor dieser alten Kirche und dem Ensemble aus Pfarrhaus, Friedhof und Pfarranwesen zu stehen. Alle Teile des alten Ensembles wurden saniert, restauriert, renoviert und in das alte Pfarrhaus ist ein Museum für Dorfkirchengeschichte eingezogen, einmalig in seiner Art in MV. Die Dorfkirche mit ihren Anfängen noch aus dem 13. Jahrhundert kann unter der Führung von Käthe Beck und Hannelore Weiland besichtigt werden.

Eine alte Orgel in jungen Händen, das ist geglückt. Das anstehende Konzert sei allen Interessierten, seien sie zu Hause in Kuppentin oder Sommergäste in der Region, empfohlen.

Und das Beste zum Schluss: Felix Krachenfels möchte in Wismar Architektur studieren und an den Wochenenden häufig nach Hause kommen – und dann auch in Kuppentin die Orgel spielen.