Abschied für „Kirchliche Außenministerin“

23 Jahre lang stand die Hamburger Juristin in der zweiten Reihe, um im Rathaus für die Kirche zu netzwerken. Und das sehr erfolgreich.

Dr. Elisabeth Chowanie geht in den Ruhestand
Dr. Elisabeth Chowanie geht in den RuhestandSusanne Gerbsch / Bischofskanzlei

Hamburg. Dass es zwischen Himmel und Erde mehr Dinge gibt, als man gemeinhin glaubt, ist annähernd sprichwörtlich. Dass es aber auch zwischen Staat und Kirche etlichen Regelungsbedarf gibt, ist beinahe eine Arbeitsplatzbeschreibung – nämlich die von Elisabeth Chowaniec, der Landeskirchlichen Beauftragten der Nordkirche bei Senat und Bürgerschaft in Hamburg. 23 Jahre lang pendelte sie zwischen Rathaus und Bischofskanzlei.

Am Donnerstag, 26. September, um 17 Uhr wird die 65-jährige in der Hauptkirche St. Katharinen von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in den Ruhestand verabschiedet. Die Predigt hält Bischöfin Kirsten Fehrs, Grußworte sprechen Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Vize-Bürgerschaftspräsident Dietrich Wersich (CDU). Ihr Nachfolger wird Pastor Thomas Kärst, persönlicher Referent von Bischöfin Fehrs.

Im Rathaus kannte sie jeder

„Ich war vor allem Netzwerkerin“, sagt die promovierte Juristin. Ihr angestammter Platz sei „immer die zweite Reihe“ gewesen. In Einkaufspassagen habe sie gewiss kaum jemand erkannt – im Rathaus dagegen fast jeder, quer durch alle Fraktionen und Zuständigkeiten. Als „kirchliche Außenministerin“ werde sie gern bezeichnet – doch dies stimme nicht so ganz, denn für die weltweiten Beziehungen seien andere zuständig: „Bei mir sind’s nur das Land, die Bezirke und vielleicht noch der Bund.“

Die Berührungspunkte zwischen Staat und Kirche sind vielfältig und von hoher Relevanz: Kindergärten, Bildung, Schulen, Religionsunterricht, Rundfunkarbeit – die Seelsorge für Polizei und Feuerwehr, Flüchtlingsarbeit, Kirchenasyl, kirchliche Krankenhäuser, Friedhofswesen, Denkmalschutz: Die Liste ließe sich fortsetzen. Ihr schlichter Kommentar: „Ja, das trifft’s so ungefähr.“

Die gebürtige Rostockerin studierte von 1974 bis 1980 Jura in Hamburg und Göttingen. Anschließend arbeitete sie bis 1983 beim Hanseatischen Oberlandesgericht. Von 1985 bis 1990 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Theologischen Forschungsgruppe „Kirche im Nationalsozialismus“ in Heidelberg und schrieb ihre Doktorarbeit über Hans von Dohnanyi (1902-1945). Von 1991 bis 1994 war Chowaniec Justiziarin im Schweriner Sozialministerium, danach drei Jahre Referentin im Hamburger Senatsamt für Gleichstellung. Ende 1996 wechselte die Mutter zweier Kinder in den Dienst der Kirche.

Staatskirchenvertrag als Höhepunkt

Jenseits aller Schlagzeilen habe sie vor allem Kontakte gepflegt, Treffen eingefädelt und Gespräche angebahnt, sagt Chowaniec. Immer habe sie „viele Bilder im Kopf“ gehabt, davon, wer was wann und wo brauchen könnte – Netzwerkarbeit eben. Erworben hat sie ihr Wissen in Tausenden von Sitzungen, in Politik, Kirche und Diakonie, in Fachverbänden, Ausschüssen und in Synoden auf allen Ebenen.

Als „griffige Höhepunkte“ ihrer Amtszeit nennt Chowaniec den 2006 mit der Stadt Hamburg unterzeichneten Staatskirchenvertrag sowie die jahrelangen Verhandlungen zur Absenkung des kirchlichen Eigenanteils an den Kita-Kosten „von vorher 19,7 Prozent auf Null“ in den Jahren 2006 bis 2011. In dieser Gleichstellung mit allen anderen Kita-Trägern sei Hamburg bundesweit Vorreiter gewesen.

Politische Christendiplomatin

Dass sie selbst dabei nie im Rampenlicht stand, findet sie „völlig okay“: Dafür seien die Bischöfin, die Hauptpastoren und die Pröpste dagewesen. „Ich habe zuarbeiten dürfen.“ Andere reagieren etwas euphorischer: Bischöfin Kirsten Fehrs nennt sie „die politische Christendiplomatin“. Chowaniec habe es „mit einem unerhörten Gespür“ verstanden, aus allen Disputen „das Beste für unsere Kirche und zugleich der Stadt Bestes“ herauszuholen.

Es sei geradezu „sagenhaft“, was Chowaniec an Themen und Handlungssträngen parallel im Kopf gehabt habe, „großartig kommuniziert, vernetzt – und alles mit einer unerschütterlichen Geduld, Güte und Freundlichkeit“, sagte die Bischöfin vor der Synode in Lübeck-Travemünde. Minutenlang gab es „Standing Ovations“. (epd)