750 Jahre Dorfkirche Ankershagen
Die kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert feierte am 1. Mai ihr 750. Weihejubiläum. Sie zählt zu den ältesten noch erhaltenen Feldsteinkirchen in Mecklenburg.
Ankershagen. Am 1. Mai feiern die Ankershagener ihre Kirche mit einem Festprogramm, bei dem auch die Sage von der Entstehung in Form einer kleinen Überraschung eine Rolle spielt. Für Pastorin Angelika Finkenstein ist die Erzählung ein gutes Sinnbild für den Glauben: „Der wahre Kern der Sage ist ja, dass unsere Seele einen Anker braucht und dass man ihn im Glauben an Gott finden kann.“ Zur Erinnerung daran wurde an einer der Türen in der Kirche ein eisernes Ankersymbol angebracht, unter dem die Worte „Setzt Teufel, Welt und Sünd mir zu, so find ich bei dir, Jesu, Ruh“ stehen.
Doch das ist nicht der einzige Hingucker in dieser Feldsteinkirche, die zu den ältesten in Mecklenburg zählt. Zu ihren Besonderheiten gehören zahlreiche mittelalterliche Fresken, darunter eine Darstellung des Hl. Georgs aus dem 15. Jahrhundert. Die Malereien zeigen allerdings nicht nur christliche Motive, sondern auch einige Fabelwesen aus der nordischen Mythologie, wie das Eichhörnchen, das man als Mittler zwischen Götter-, Menschen- und Unterwelt ansah.
2014 zufällig wiederentdeckt: die wertvolle Darstellung eines Christuskopfes
Die wahrscheinlich wertvollste Malerei befindet sich allerdings an der nördlichen Außenmauer: die Darstellung eines Christuskopfes über einem ehemaligen Portal, das vermutlich beim Umbau der Kirche Ende des 15. Jahrhunderts zugemauert und zufällig bei Sanierungsarbeiten im Sommer 2014 wiederentdeckt wurde. „Die Maurer haben mich sofort angerufen und gesagt: Wir haben einen Schatz entdeckt!“, erinnert sich Bauleiter Matthias Beckmann. Damit dieser Schatz, der im Norden Deutschlands wohl einmalig ist, nicht verloren geht, ist zum Schutz eine Holzluke davor angebracht, die bei Führungen wie zum Kirchenfest am 1. Mai für die Besucher geöffnet wird.
Dass die Kirche pünktlich zum Jubiläum in neuem Glanz erstrahlt, verdankt sie umfangreichen Restaurierungsarbeiten, im Zuge derer in den letzten beiden Jahren unter anderem das Mauerwerk trocken gelegt, das Dach ausgebessert sowie die neogotische Innenausmalung im Langhaus und die Fresken im Chorraum überarbeitet wurden.
420 000 Euro kostete die Restaurierung der Kirche
Die Finanzierung der Kosten in Höhe von rund 420 000 Euro erfolgte größtenteils durch Mittel der Landeskirche, des Landes MV und der Denkmalpflege sowie durch Eigenmittel und Spenden. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, hatte sich 2012 ein Förderverein gegründet. „In dieser Kirche haben im Laufe der Zeit unzählige Menschen gemeinsam Gottesdienst gefeiert und gebetet und sich dafür eingesetzt, dass dieses Haus erhalten bleibt. Nun sind wir Teil dieser Geschichte und deshalb haben auch wir eine Verantwortung, dass es weitergeht“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins, Petra Ludewig. So organisierten die rund 30 Mitglieder zum Beispiel einen Trödelmarkt, Führungen und Konzerte und warben Spenden ein.
Dabei arbeiteten sie auch immer wieder mit dem Heinrich-Schliemann-Museum zusammen, das sich gegenüber der Kirche im ehemaligen Pfarrhaus befindet. In dem Fachwerkbau verbrachte der berühmte Archäologe in den 1820er-Jahren seine Kindheit, da sein Vater der Pastor des Dorfes war. Die jetzige Pastorin übernahm 1998 die Gemeinde Möllenhagen-Ankershagen. Sie arbeite sehr gerne hier, auch weil sich von den rund 600 Mitgliedern viele ehrenamtlich engagieren, sei es als Küster, Organist, im Kindergottesdienstteam oder bei den Gemeindefesten. Wie so oft im so genannten ländlichen Raum gibt es auch hier außer der Pastorin keine weiteren hauptamtlichen Mitarbeiter, weshalb das Gemeindeleben ohne das ehrenamtliche Engagement so nicht funktionieren würde. „Für diese Unterstützung bin ich sehr dankbar“, erklärt Angelika Finkenstein. Dankbarkeit und Freude empfinde die 62-Jährige auch, wenn sie an die Projekte denke, die die Gemeinde im Laufe der Jahre realisiert hat, wie die Gründung der evangelischen Grundschule in Möllenhagen oder die Einrichtung der Bücherei im Pfarrhaus in Möllenhagen
Ein weiteres Projekt: das Abschreiben der Bibel
Ein weiteres Projekt ist das Abschreiben der Bibel in der Ankershagener Kirche, an dem sich seit 2003 – dem „Jahr der Bibel“ – bereits etliche Touristen und Gemeindemitglieder beteiligt haben. „Mittlerweile sind wir bis Jesaja 31 gekommen – es gibt also noch viel zu tun“, meint Pastorin Finkenstein schmunzelnd. Sie selbst setzt sich ebenfalls immer wieder gerne an den kleinen Holztisch, um ein oder zwei Absätze in den dicken Ordner einzutragen: „Es ist einfach eine wunderschöne meditative Übung, dort allein in dieser altehrwürdigen Kirche zu sitzen, ein paar Bibelverse abzuschreiben und Gottes Wort wirken zu lassen.“
Adresse:
Gemeinde Ankershagen, Am Nationalpark 10, 17219 Ankershagen, Tel/Fax: +49-39921-35046
Öffnungszeiten: 1. Mai bis 15. Oktober täglich 9 bis 17 Uhr