25 Jahre nach Columbine: Waffengesetze bleiben das Problem in den USA

Beim Schulmassaker an der Columbine Highschool starben am 20. April 1999 zwölf Schüler, ein Lehrer, die beiden Täter töteten sich selbst. Seitdem ist die Zahl der Amoktaten immer weiter gestiegen.

Menschen legen Blumen nieder an einem Engel aus Schnee in Gedenken an das Schulmassaker in der Columbine Highschool in Littleton (Archivbild aus 1999)
Menschen legen Blumen nieder an einem Engel aus Schnee in Gedenken an das Schulmassaker in der Columbine Highschool in Littleton (Archivbild aus 1999)Imago / UPI Photo

Der 20. April 1999 begann für die rund 2.000 Schülerinnen und Schüler an der Columbine Highschool in einem Vorort von Denver (Colorado) wie ein normaler Schultag. Doch um 11:27 Uhr ging ein panischer Anruf bei der örtlichen Polizei ein: „Ich bin Lehrerin an der Columbine Highschool. Da ist ein Schüler mit einer Schusswaffe….“. Das Band zeichnet anschließend zwei Schüsse auf, dann noch zwei weitere. „Bleibt unter den Tischen“, schreit die Lehrerin. Es folgen weitere Schüsse und Explosionen.

Polizisten evakuieren schließlich das Schulgebäude, Krankenwagen bringen Verwundete weg. Weitere Sprengsätze explodieren. Wie sich später herausstellt, wollten die Täter auch selbst gebaute Propangasbomben zünden. Um etwa 12:08 Uhr töten sich die beiden 17 und 18 Jahre alten Täter selbst. Es folgen Tage tiefer Trauer – und viele Spekulationen über Tatmotive. Schließlich wird das Tagebuch eines der Täter bekannt. Es offenbart: Er handelte wohl aus Hass auf seine Umwelt und einem Gefühl der Überlegenheit heraus.

Nach der Tat wurde über Maßnahmen gegen Schusswaffengewalt diskutiert

Die beiden minderjährigen Täter erschossen zwölf Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst, daneben verletzten sie zahlreiche weitere Menschen. Das Massaker in der Kleinstadt Littleton war nicht das erste Schulmassaker, doch durch die ausgeprägte mediale Berichterstattung wurde es zum traumatischen Symbol einer ganzen Schülergeneration.

Nach der Tat wurde über Maßnahmen gegen Schusswaffengewalt diskutiert, bis heute gibt es jedoch wenig strikte Waffenkontrollgesetze. US-Präsident Joe Biden hat in diesen Monat eine Vorschrift für verschärfte Background-Checks beim Waffenkauf erlassen. Der Waffenbesitzerverband National Rifle Association lehnt Schusswaffenkontrollen hingegen ab, betont das vielen US-Amerikanern wichtige Recht auf Waffenbesitz und schlägt vor, Lehrkräfte zu bewaffnen.

CNN: Amoktaten an Schulen stiegen 2023 auf ein Rekordhoch

Nach Recherchen des Nachrichtensenders CNN stiegen Amoktaten an Schulen im Jahr 2023 mit 82 auf ein Rekordhoch. Laut einer Umfrage des „Pew Research Center“ von April erklärten 59 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer, sie seien besorgt über mögliche Schießereien. 23 Prozent gaben an, sie hätten im Schuljahr 2022/23 einen „Lockdown“ erlebt wegen einer Schusswaffe in ihrer Schule oder des Verdachts auf Waffenpräsenz.

Nach Angaben des „National Center for Education Statistics“ im US-Schulministerium wurden im Schuljahr 2021/22 insgesamt 4.955 Fälle bekannt, bei denen Kinder und Jugendliche Schusswaffen zur Schule brachten, 2.268 mehr als zehn Jahre zuvor.

Zahl der importierten und in den USA hergestellten Schusswaffen stark gestiegen

Seit dem Massaker an der Columbine Highschool ist das Tragen einer Waffe in den USA noch alltäglicher geworden, wie eine Übersicht im kritischen Schusswaffenfachdienst thetrace.org zeigt. In 29 der 50 US-Bundesstaaten darf man demnach ohne Waffenschein Schusswaffen verdeckt tragen. Die Zahl der pro Jahr importierten und in den USA hergestellten Schusswaffen sei stark gestiegen, von 4,7 Millionen im Jahr 1999 auf 19,7 Millionen im Jahr 2022. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC kamen im Jahr 2022 in den USA 48.117 Menschen durch Schusswaffen ums Leben gekommen, darunter 26.993 durch Suizid.

Es gebe keine Patentlösung gegen Schulschießereien, sagte Frank DeAngelis zum Jahrestag des Massakers in der Zeitung „Denver Gazette“. DeAngelis war 1999 Direktor der Columbine Highschool. Waffenkontrollgesetze seien das eine, es gehe aber auch um psychologische Hilfe an Schulen. Die beiden Columbine-Todesschützen und auch andere Täter sind fast ausschließlich junge weiße Männer, die an psychischen Störungen gelitten haben sollen.

Verband „Colorado Ceasefire“: Schusswaffenlobby stark

In Colorado wurde nach dem Massaker der Verband „Colorado Ceasefire“ gegründet. Es gebe viele Faktoren bei Schulschießereien, erklärt der Exekutivdirektor des Verbands, Adam Shore, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Entscheidend sei jedoch der Zugang zu Waffen. „Hat ein isolierter, depressiver Teenager keinen Zugang, gibt es kein Massaker.“ Colorado habe im vergangenen Jahr mehrere Gesetze zur Schusswaffensicherheit beschlossen. Doch die Schusswaffenlobby sei stark, „und der Dampfer kann nur ganz langsam umgekehrt werden“, sagt er.