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Zwischen Türkei und Libanon – Vierter Tag der Papstreise in Nahost

Zwei Länder, zwei Programme – Am vierten Tag seiner Nahost-Reise ist Papst Leo XIV. in den Libanon gereist. Während es in der Türkei noch vor allem um Einheit und Dialog ging, steht in Beirut der Frieden im Vordergrund.

Am vierten Tag seiner Nahost-Reise ist Papst Leo XIV. von der Türkei in den Libanon geflogen. Bei seiner ersten fliegenden Pressekonferenz dankte er am Sonntag vor allem dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Am Vormittag hatte er noch mit dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios, seinen Aufruf zur Einheit der Kirche erneuert. In Beirut warten nun zunächst Gespräche mit politischen Repräsentanten auf das Kirchenoberhaupt.

“Ich hoffe, Sie hatten eine so gute Zeit in der Türkei, wie ich sie hatte”, sagte er auf dem Flug von Istanbul nach Beirut zu den rund 80 mitreisenden Medienschaffenden aus vielen Ländern. Ausdrücklich dankte er Erdogan für dessen Gastfreundschaft und für die Vermittlerrolle im Nahost-Konflikt sowie in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Sowohl im Krieg in Gaza als auch in der Ukraine könne die Türkei eine wichtige Rolle spielen und den Dialog zwischen den Parteien nach vorne bringen.

Leo erklärte weiter, der Heilige Stuhl stehe in Sachen Israel und Palästina weiter für eine Zwei-Staaten-Lösung: “Wir wissen alle, dass Israel derzeit diesen Vorschlag nicht akzeptiert. Aber wir wissen, dass es der einzige Weg ist, der eine Lösung für den Konflikt bietet, in dem wir uns fortgesetzt befinden.” Der Vatikan versuche, zwischen Israel und den Palästinensern zu vermitteln, um eine Lösung zu finden, die Gerechtigkeit für alle biete. “Wir sind auch Freunde Israels”, betonte Leo XIV.

Der Krieg in Nahost wird bei der zweiten Station der Reise das prägende Thema sein. Auch in den vergangenen Tagen hat Israel weiterhin mutmaßliche Stellungen islamistischer Milizen im Südlibanon bombardiert. Am Sonntagnachmittag führt der Papst Gespräche mit den höchsten staatlichen Repräsentanten des Landes, dem christlichen Staatspräsidenten Joseph Aoun, dem schiitischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri und dem sunnitischen Regierungschef Nawaf Salam. Am Abend hält der Papst im Präsidentenpalast eine Rede vor Repräsentanten aller politisch-konfessionellen Fraktionen des Landes.

In der Türkei hatten in den vergangenen Tagen hauptsächlich die Themen interreligiöser Dialog und Kircheneinheit im Fokus gestanden. Am Vormittag hatte der Papst einem feierlichen byzantinischen Gottesdienst in der orthodoxen Georgs-Kathedrale von Konstantinopel beigewohnt. Im Anschluss bekräftigten Leo und Patriarch Bartholomaios ihre Vision von einer stärkeren Einheit der Kirchen, die seit dem “Großen Schisma” von 1056 getrennt sind. Seit der Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation im Jahr 1965 sei man auf einem “Weg der Versöhnung, des Friedens und der wachsenden Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen”, so der Papst. Nach vielen theologischen Fortschritten gehe es “heute darum, dass wir uns verstärkt um die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft bemühen”.

Ein ähnliches Bekenntnis hatte Leo bereits am Morgen beim Besuch des armenisch-apostolischen Patriarchen abgelegt. In einem Grußwort an Patriarch Sahag II. sagte der Papst in der armenischen Kathedrale von Istanbul, die Christen müssten aus dem “gemeinsamen apostolischen Glauben schöpfen, um jene Einheit wiederherzustellen, die in den ersten Jahrhunderten zwischen der Kirche von Rom und den altorientalischen Kirchen bestand”. Durch diese Rückbesinnung könne eine kirchliche Gemeinschaft hergestellt werden, “die nicht Absorption oder Dominanz bedeutet, sondern vielmehr einen Austausch jener Gaben, die unsere Kirchen vom Heiligen Geist zur Ehre Gottes, des Vaters, und zum Aufbau des Leibes Christi empfangen haben”, so der Papst.