Bringt der US-Friedensplan Frieden in Nahost? Die Hoffnungen sind groß – doch noch ist unklar, ob sie erfüllt werden. Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Terrors melden sich Politik und Kirche zu Wort.
Führende Stimmen aus Politik und Kirche hoffen zum Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel auf Frieden im Nahen Osten. Zugleich kommen aus Deutschland mahnende Worte zu wachsendem Judenhass. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfing am Montag den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Dabei versprach er laut Mitteilung, die Bundesregierung werde sich weiter mit aller Macht für den Schutz von Jüdinnen und Juden in Deutschland einsetzen.
Schon am Vorabend hatte er zudem in der ARD-Sendung Caren Miosga die aktuellen Verhandlungen über einen Friedensplan für Gaza begrüßt. Er hoffe auf eine baldige Einigung. Das habe der Kanzler auch am Montag in einem Telefonat mit Israels Präsident Isaac Herzog betont, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit.
Führende jüdische Geistliche riefen Europas Regierungen auf, konsequenter gegen “hausgemachten Extremismus” vorzugehen. “Jüdische Gemeinden dürfen nicht zu einem Leben hinter Zäunen und unter dem Schutz bewaffneter Wachen verurteilt sein”, erklärte der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt. Terroristen, die jüdische Gemeinden in Europa angegriffen haben, würden verherrlicht.
Die Nummer Zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, forderte ein Ende “der perversen Spirale aus Hass und Gewalt” im Nahen Osten. “Wir müssen wieder zur Vernunft kommen, die blinde Logik des Hasses und der Rache aufgeben und Gewalt als Lösung ablehnen”, sagte er im Interview vatikanischer Medien. Der Kardinal nannte es “inakzeptabel und ungerechtfertigt, Menschen auf bloße ‘Kollateralschäden’ zu reduzieren”. Parolin drückte zudem Verbundenheit des Vatikans mit den Geiseln und ihren Familien aus.
Der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa sprach indes von einer Atmosphäre der Hoffnung, die durch den US-Friedensplan entstanden sei. Trotz vieler Hürden biete dieser eine einmalige Chance, sagte er im Interview des “Corriere della Sera”. Die größte Gefahr sieht Pizzaballa in mangelnder Kompromissbereitschaft der beteiligten Parteien. Frieden erfordere Mut und Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner forderte zum zweiten Jahrestag des Hamas-Angriffs mehr Konsequenz im Kampf gegen Antisemitismus. Judenhass sei in Deutschland kein Randphänomen. Erinnern allein reiche nicht aus – nötig seien konsequente Strafverfolgung, Bildungsarbeit und die Stärkung jüdischer Institutionen, so Klöckner. Sie mahnte zudem, den Ursprung des Kriegs, den Hamas-Terror vom 7. Oktober, nicht zu relativieren. Gleichzeitig müsse das Leid aller Zivilisten anerkannt werden.
Die Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees, Eva Umlauf, beklagte, mit dem Terrorangriff der Hamas seien alle Versuche von Holocaust-Überlebenden zerbrochen, auf Frieden mit den Palästinensern hinzuwirken. Alle Überlebenden hätten nun “tagtäglich die grausame Wahrheit vor Augen, dass die Hamas immer noch und immer wieder den Staat Israel von der Landkarte der Welt herunterreißen” und alle jüdischen Menschen töten wolle.
Dennoch gingen die Gedanken der Holocaust-Überlebenden in diesen Tagen auch nach Gaza. Auch sie hofften im Interesse der Kinder von Gaza in jeder Minute auf die Freilassung der Geiseln und einen nahenden Frieden.
Am 7. Oktober 2023 ermordeten Hamas-Terroristen im Süden Israels fast 1.200 Menschen, davon mehr als 400 bei einem Jugend-Festival, und verschleppten viele weitere als Geiseln. Zwei Jahre später befinden sich noch 48 lebende und tote Geiseln in Gaza. Seit Beginn des Gaza-Krieges starben nach Schätzungen mehr als 65.000 Palästinenser und mehr als 450 israelische Soldaten.