Schauspieler Heinz Schubert war als reaktionäres “Ekel Alfred” absolut unersetzlich. Sowas Linkes wie der WDR – der die Kultserie ausstrahlte – kam Alfred gar nicht in die Kiste. Er nannte es “Kalmücken-Fernsehen”.
Die WDR-Sitcom “Ein Herz und eine Seele” (1973-1976) ist deutsche Fernsehgeschichte. Mit “Ekel Alfred” und seiner Frau Else, der “dusseligen Kuh”, schuf Autor Wolfgang Menge ein bleibendes Meisterwerk deutsch-deutscher Befindlichkeiten in den 70er Jahren. Hauptdarsteller Heinz Schubert spielte als Alfred Tetzlaff die Karikatur eines rechtskonservativen Spießbürgers und Familientyrannen. Die Serie sorgte durch ihre Themen und ihr Vokabular für diverse Skandale, war aber zugleich Publikumsmagnet. Zum 100. Geburtstag Schuberts buchstabiert sich die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) politisch unkorrekt durch das Wohnzimmer der Tetzlaffs.
Arbeitsscheu: Das ist Alfred nicht – sagt er; aber alle anderen um ihn herum: “gottverdammte Anarchisten”, “Drückeberger”, “Fremdarbeiter” und “Hippies”. Trotz der Faulheit allenthalben: “Deutschland ernährt den Süden mit.”
B: Allein zu diesem Buchstaben könnte sich Alfred stundenlang in Rage reden. Schließlich beginnen damit Bonn, Berlin, Bundesrepublik, Bademantel, Bier und Bundeswehr. – “Das sagt sogar dein eigener Bundeskanzler …!”
CDU: … war 1969 Willy Brandt und der FDP unterlegen. (“Unser Land wird jetzt von einem Weihnachtsmann regiert.”) Zur Bundestagswahl 1976 wollte es die einstige Adenauer-Partei mit dem Slogan “Freiheit statt Sozialismus” noch mal wissen – was Else allerdings mit “Freibier oder Rheumatismus” verwechselte.
DDR: das Rote Tuch schlechthin für Alfred. “Ungeniert” würden “in der Ostzone” Briefe über Wasserdampf geöffnet und heimlich von den “Banditen” dort gelesen. Und das nenne sich dann Postgeheimnis.
Else: … mag nicht, wenn’s um “Polli-tiek” geht. Und überhaupt wäre sie doch besser “zu meiner Mutter zurückgegangen”.
Frühstück: Muss man eigentlich immer darauf warten? Und muss die “dusselige Kuh” ausgerechnet jetzt einkaufen gehen?
Giftzwerg: Auch mit dem Kartenvorverkauf für die WM 1974 in Deutschland ist Ekel Alfred nicht zufrieden. “Gammler und Frühgeburten” seien dort vorne dran…
Heinz Schubert (1925-1999): war als reaktionäres Ekel absolut unersetzlich. Helga Feddersen ging in Staffel 2 für Elisabeth Wiedemann (“Else”) ins Rennen, Klaus Dahlen für Diether Krebs (“Michael”). Doch Heinz blieb immer Alfred – “wär ja noch schöner …!”
Italiener: werden nur als Reinigungskolonne am Schluss des Karnevalszuges akzeptiert – und ansonsten von Alfred mit verbalem Unflat überzogen: “Die treffen sich am Hauptbahnhof, um Boccia zu spielen.”
Jahresabschluss, “den beschissensten seit 1949”: erlebt Alfred in der legendären Folge “Sylvesterpunsch” (1973). Und was war damals? – “Da habe ich geheiratet!”
Komsomolze: Alfreds Lieblingsbezeichnung für seinen sozialdemokratisch gesinnten Schwiegersohn Michael. Der ist wahlweise auch ein “anarchistischer Drecksack” oder eine “Kommunistensau”.
Lockenwickler: gehört so zwingend zu den Accessoires der Tetzlaffs wie der orange Teekessel, der Kühlschrank oder die Hosenträger.
Mongolenhorden, rote: keine Ahnung, wen Alfred damit wohl meint…; s. auch Russland
Napoleon: In der Folge “Rosenmontagszug” wählt Alfred den großen Auftritt als kleiner Feldherr. Der Aufzug als Korse sitzt haargenau – nicht nur wegen der Körpergröße.
Ostzone: Da hat Alfred immer neue Theorien parat. Walter Ulbricht als “Doppelspion der Amerikaner” ist eine; der Mauerbau als Geniestreich des Westens, der die DDR in den Ruin treibe, eine andere.
P: noch so ein Alfred-Buchstabe. Was nehmen wir: “Partei”, “Penner”, “politisch verrottet”, “Propaganda”?
Quatsch: … sind natürlich die Ansichten der jungen Generation: “Bei euch sind immer alle gleich Nazis, die was auf die Beine gestellt haben!”
Russen: … erkennt man doch schon an den Backenknochen – “alles Nachkommen von Dschingis Khan”.
Sozen, Sowjets, SPD, Schwiegersohn: alles das gleiche! S steht aber auch für “Scheitel” und “Schnäuzer”; und für “Sitten und Gebräuche” – denn zu befürchten ist: “Am Ende sieht Deutschland aus wie Montenegro …”
Telefonzelle: Es sind die 70er – noch muss Alfred zum Telefonieren an die Straßenecke. Als dann bei Tetzlaffs der Anschluss gelegt wird, verwandelt die Nachbarschaft die Wohnung in ein Tollhaus.
Unterhemd: gehört zum Bademantel wie das Amen in die Kirche. Tennissocken waren damals noch nicht so in Mode.
Volk, deutsches: Ihm gehört Alfreds Vaterlandsliebe; das Vaterland gilt es zu retten.
WDR: Sowas Linkes kommt Alfred gar nicht in die Kiste. Er nennt es “Kalmücken-Fernsehen”, und mit Blick auf den “Bericht aus Bonn”-Moderator Friedrich Nowottny: “Podgorny, Plakudski, Patagolski: Solche Leute stammen natürlich alle aus dem Schwarzwald.”
X-Strahlen: von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt und also deutsch, werden sie doch von Alfred Tetzlaff argwöhnisch beäugt. “Strahlen” können überall sein – sogar in seinem Wohnzimmer.
Y-Chromosom: Nur auf den ersten Blick ist Alfreds Welt eine Männerwelt, in der “dusselige Kühe” nichts zu suchen haben. Wenn aber, wie in der legendären Rosenmontagsfolge, die richtige (Junge) vorbeikommt …
Zeitung oder Fernsehen? – eindeutig Zeitung! Untersuchungen, die Alfred kennt, ergaben, dass Fernsehen Krebs, Explosionen und Impotenz erzeuge; Gammastrahlen gingen durch Zirbeldrüse und Rückenmark bis ins Gehirn und sorgten für eine Verdummung des deutschen Volkes.