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Zentralratspräsident: Juden sollten sich mustern lassen

Ab 2027 werden alle jungen Männer, beginnend mit dem Jahrgang 2008, gemustert. Davon seien auch Juden betroffen. Sie sollten sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen, meint Zentralratspräsident Schuster.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ruft Juden dazu auf, sich von der Bundeswehr mustern zu lassen. “Wenn die Situation es erfordert, dann müssen wir Juden als Gemeinschaft heute bereit sein, unseren Teil zu leisten”, schreibt Schuster in einem Gastbeitrag der “Jüdischen Allgemeinen” am Mittwoch. Juden seien in Deutschland gleichberechtigt, er unterstütze daher eine Musterungspflicht, so Schuster.

Zugleich gelte: “Kein Jude darf zum Dienst an der Waffe gezwungen werden, es muss eine einfache, unbürokratische Lösung geben, um im Zweifel einen Zivildienst antreten zu können.” Es handle sich dabei um eine “höchstpersönliche Entscheidung”.

Die jüdische Gemeinschaft sei heute enger mit der Bundeswehr verbunden als jemals zuvor. Das werde etwa auch durch das Militärrabbinat deutlich. Dessen Gründung sei “nicht zuletzt Ausdruck eines Vertrauensbeweises gegenüber der Bundesrepublik und der Bundeswehr”.

Der Zentralrat betone regelmäßig den Zusammenhang zwischen dem Zustand der jüdischen Gemeinschaft und den Werten des Grundgesetzes, schreibt Schuster. “Den Feinden der offenen Gesellschaft ist beides ein Dorn im Auge: Wer Juden angreift, der greift die Säulen der freiheitlichen Demokratie an – und umgekehrt!”

Schuster verwies in dem Beitrag auch auf die Hoffnung der jüdischen Soldaten während des Ersten Weltkriegs, durch ihren Einsatz für das Vaterland Anerkennung und Gleichberechtigung zu erfahren. Doch sei ihnen nicht nur die Offizierslaufbahn verwehrt geblieben. Zugleich sei die Ablehnung gegenüber Jüdinnen und Juden noch größer geworden, bis hin zum Menschheitsverbrechen der Schoah.

Ende der 1950er Jahre hätten von rund 15.000 Bundeswehrsoldaten rund 12.500 bereits in der Wehrmacht gedient. Es sei damals noch undenkbar gewesen, dass Juden in der Bundeswehr dienen. “Undenkbar, in der Armee zu dienen, deren Vorgänger für Massenerschießungen und Gräueltaten am jüdischen Volk verantwortlich war.”