Zeitung: Asylverfahren dauern kürzer – aber immer noch 20 Monate

Die Zahl der Asylverfahren steigt, doch sie dauerten zuletzt im Schnitt deutlich kürzer. Politiker sehen dennoch Nachholbedarf – auch, weil sich zwischen den Bundesländern große Unterschiede zeigen.

Asylsuchende in Deutschland müssen offenbar trotz steigender Antragszahlen nicht mehr ganz so lang auf eine Entscheidung warten. Das behördliche Verfahren dauerte 2023 durchschnittlich 6,8 Monate; im Vorjahr waren es noch 7,6 Monate gewesen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Bundestagsabgeordneten Clara Anne Bünger (Linke) hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag) vorliegt.

Allerdings dauern die Verfahren mit durchschnittlich 20,7 Monaten nach wie vor sehr lang, wie es weiter hieß. Die Durchschnittsdauer ist zudem je nach Bundesland sehr unterschiedlich: In Rheinland-Pfalz beträgt sie demnach fünf Monate, in Brandenburg fast 39 Monate, also mehr als drei Jahre. In Hessen und Niedersachsen beträgt die Verfahrensdauer durchschnittlich mehr als zwei Jahre.

Bünger forderte eine „bessere personelle Ausstattung und Organisation der Verwaltungsgerichte, um insbesondere die gerichtlichen Verfahrensdauern zu verringern“. Sie sagte: „Lange Asylverfahren sind für Geflüchtete eine Qual, denn sie verhindern ein schnelles Ankommen und halten die Menschen in Unsicherheit. Es kann doch nicht sein, dass Asylsuchende im Schnitt eineinhalb Jahre warten müssen, bis Klarheit über ihren Status besteht.“

Schnelle Verfahren dürften aber nicht auf Kosten der Qualität oder gar der Verfahrensrechte von Asylsuchenden gehen. Wichtig sei deshalb auch eine gute Vorbereitung der Geflüchteten auf die Anhörung. Im besten Fall ließen sich auf diese Weise Missverständnisse und langwierige Klageverfahren vermeiden. Für flächendeckende unabhängige Beratungsangebote müsse die Bundesregierung ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, betonte Bünger.