ZDF-Reportage über Unterstützung im Sterbeprozess
Mit emotionaler und praktischer Unterstützung im Sterbeprozess beschäftigt sich eine ZDF-Reportage. Es geht darin auch um die Frage, wie Angehörige diese Art von Hilfe lernen und leisten können.
Rund 100.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind hierzulande unheilbar krank und werden frühzeitig sterben – nicht nur emotional eine große Belastung für die betroffenen Familien. Denn Pflegedienste haben oft kaum noch Kapazitäten, diese Familien zu unterstützen. Dabei können Angehörige lernen, wie sie selbst helfen können. Das zeigt die ZDF-Reportage “Helfen, wenn es ernst wird – Begleitung bis ans Lebensende” aus der Wissens-Reihe “plan b” am 12. Oktober um 17.35 Uhr.
Wenn die Medizin nicht mehr heilen kann, ein Mensch “austherapiert” ist, dann beginnt die palliative Versorgung. Die Philosophie der modernen Hospizbewegung lautet: den Tagen mehr Leben geben, nicht dem Leben mehr Tage. Wie die Reportage der Berliner Filmemacherin Stella Könemann zeigt, hat diese Arbeit für mehr Selbstbestimmung und mehr Lebensqualität von schwerkranken und sterbenden Menschen in England ihren Ursprung.
Dort besucht sie Diane Roberts. Sie ist eine sogenannte Doula; übersetzt ist damit ursprünglich eine Geburtshelferin gemeint. Als Death Doula hilft die gelernte Krankenschwester aber nicht ins Leben, sondern aus dem Leben. “Wir hatten in der Klinik ein riesiges Arbeitspensum”, erinnert sich Roberts. “Es gab viele unheilbar kranke Patienten und Patientinnen. Wir hatten aber nie Zeit, uns richtig um sie und ihre Familien zu kümmern. Und das war etwas, zu dem ich unbedingt gern zurückkehren wollte”, erklärt Roberts ihr Engagement für die Organisation “End of Life Doula UK”. Die Bewegung reicht inzwischen über das Vereinigte Königreich hinaus.
Medizinisch, emotional und auch ganz praktisch: Helfen kann man lernen – das war bei der Recherche die gute Nachricht für Könemann. Die meisten schwer kranken Menschen möchten zu Hause gepflegt werden. Für Angehörige ist das – bei aller Liebe – oft eine belastende Verantwortung. Doch es gibt Menschen, die nicht nur Betroffene durch diese schwere Zeit begleiten, sondern auch Helfende.
Einer von ihnen ist Thomas Schnahs, Geschäftsführer der Hamburger Einrichtung Ülenkinder (“Eulenkinder”), die seit vier Jahren schwer erkrankte und palliative Kinder und ihre Familien unterstützt. “Die Realität sieht so aus, dass die Familien häufig sehr allein sind, dass es nicht genug Pflegedienste gibt”, erläutert er die Herausforderungen. Diese Lücke füllt die Initiative “Ülenkinder”. Dort üben Eltern in einem bis zu zwölfwöchigen Aufenthalt den Alltag mit ihren kranken Kindern ein. Angeleitet von Fachkräften wie Pamela Schwarz-Hartkopf lernen Väter, Mütter und Geschwister, wie sie selbst medizinische Aufgaben übernehmen können.
“Es ist unser Ziel, die Familien dafür fit zu machen, dass sie angstfrei nach Hause gehen können, dass sie es auch ohne einen Pflegedienst schaffen könnten, wenn sie es müssten”, erklärt Schwarz-Hartkopf.
Die “plan b”-Reportage “Helfen, wenn es ernst wird” veranschaulicht mit viel Fingerspitzengefühl die Herausforderungen, die Familien mit schwerkranken Angehörigen zu meistern haben. Aber bei allen schmerzvollen Erlebnissen beobachtet Könemann auch Lichtblicke und die Rückkehr von Lebensqualität. So kann Jacqueline Duchow mit ihrer schwerkranken Tochter Emily in den Zoo gehen – ein Ausflug, den die Hamburgerin mit ihrem Kind vorher nie gewagt hätte.
“Es herrscht eine Stille um dieses Thema, die nicht guttut, vor allem den Betroffenen nicht”, bedauert die Filmemacherin im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Die Protagonist*innen aus unserem Film machen Mut, sich nicht zu verschließen, und entdecken darin so viel Gutes: Trauer zwar, aber auch Verbindung, Lebensfreude, Dankbarkeit.”