ZDF-Fernsehratsvorsitzende Thieme hört auf

Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, wird nach acht Jahren an der Spitze des ZDF-Fernsehrats aus dem Aufsichtsgremium ausscheiden. Mit zwei, jeweils vierjährigen Wahlperioden habe sie die maximal zulässige Amtszeit erreicht, sagte die Juristin am Freitag bei einem Pressegespräch. Wer von den Gremienmitgliedern ihr nachfolgen wird, und ob es bereits bei der kommenden Fernsehratssitzung im Juli einen mehrheitsfähigen Kandidaten geben werde, sei noch unklar. Erste Gespräche darüber hätten gerade begonnen.

Thieme, die als Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in den Fernsehrat entsandt worden war, zog ein positives Fazit ihrer Tätigkeit. Der Fernsehrat sei in den zurückliegenden Jahren jünger und weiblicher geworden, er werde stärker von den Vertretern der zivilgesellschaftlichen Organisationen geprägt, seine Arbeit sei für Außenstehende transparenter geworden. Es sei gelungen, Verfahren zu entwickeln, um den Erfolg des Programms anhand objektiver Zahlen zu messen, die jenseits der Einschaltquote auch Relevanz und „Vielfaltsleistungen“ erfassen könnten.

Kritik an zu langsamen Reformen beim ZDF wies Thieme zurück. Überall, wo die Sendeanstalt selbst Dinge veranlassen könne, geschehe dies mit großem Nachdruck – weil auch den Verantwortlichen klar sei, dass die jüngere Generation kaum noch lineares Fernsehen konsumiere, würden beispielsweise Streamingangebote ausgebaut. Allerdings seien für viele Veränderungen politische Entscheidungen und eine Anpassung des Programmauftrags nötig. Verzögerungen gebe es vor allem dort, wo die Bundesländer darüber einen Konsens aushandeln müssen.

Die Fernsehratsvorsitzende erneuerte ihre Aufforderung an die Bundesländer, den Rundfunkbeitrag ab 2025 auf monatlich 18,94 Euro je Haushalt zu erhöhen und rechtzeitig die notwendigen Beschlüsse dazu zu fassen. „Wir werden spätestens bis zur Haushaltsberatung im Herbst Klarheit brauchen“, sagte sie. Thieme kritisierte, das seit Jahren bewährte Verfahren, den benötigten Betrag durch die unabhängige Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) berechnen zu lassen, werde aktuell von der Politik nicht mehr eingehalten. Um dauerhaft gegen Internetkonzerne aus den USA oder China bestehen zu können, müssten ARD und ZDF aber die nötigen Ressourcen haben.